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Mitreden beim Coronavirus: Brauchen wir eine Impfpflicht?

„Ich habe ein gutes Immunsystem“, sagt FPÖ-Chef Norbert Hofer und kündigte an, sich nicht gegen das Virus impfen zu lassen. Andere fordern eine Impfpflicht. Wie soll es weitergehen, sobald ein Impfstoff da ist? Diskutieren Sie mit!

Das Coronavirus bestimmt 2020 unseren Alltag. Nun rückt die Zulassung eines Impfstoffs dagegen immer näher. Das ist nicht für alle eine Grund zum Jubeln, denn viele fürchten sich vor einer Impfpflicht,  Verschwörungstheorien fallen auf fruchtbaren Boden - und manche wollen sich schlichtweg nicht impfen lassen, weil sie keine Angst vor dem Coronavirus haben. So sagte etwa FPÖ-Chef Norbert Hofer im Interview mit Iris Bonavida: „Ich habe ein gutes Immunsystem. Ich bin überzeugt, dass ich – wie die Mehrheit der Bürger – eine Erkrankung sehr gut verkraften würde.“ Daher lasse er sich auch nie gegen Grippe impfen, fügte Hofer hinzu und warnt vor einem „Impfzwang“.

Ganz abgesehen von dem Wiedertaufflammen der Diskussion über die Impfpflicht bringt die Coronakrise noch ein weiteres Problem mit sich. Um bis zu 90 Prozent ist die Zahl der Impfungen im Frühling zurückgegangen. Grund waren die starken Einschränkungen in Arztpraxen. Die Ärztekammer rief dazu auf, die Lücken möglichst schnell zu schließen. 

Außerdem drängen die Ärzte heuer auf eine höhere Durchimpfungsrate bei der Grippeimpfung (derzeit bei rund acht Prozent). Wie das ohne Pflicht gelingen könnte? Eine Möglichkeit zeigten dieses Jahr die Gesundheitslandesräte auf, die Impfungen in Apotheken forderten. „Presse"-Gesundheitsexperte Köksal Baltaci sieht das ähnlich und kommentierte: "Das Impf-Monopol der Ärzte muss fallen“. Dass in Österreich eine Impfpflicht eingeführt wird, hält er für unwahrscheinlich.

Ein Land, das derzeit Erfahrungen mit der Impfpflicht macht und auch über eine verpflichtende Corona-Impfung diskutiert, ist Italien. Dieses zog auch die Ärztekammer als Beispiel heran, als sie 2019 - Monate vor Corona - auf eine Impfpflicht bei Masern drängte. Durch die Einführung der Impfpflicht in Italien sei die Durchimpfungsrate von 86 auf 94 Prozent angestiegen, betonte das ÖÄK-Impfreferat.

Eine Befürworterin der Impfpflicht ist auch Ursula Köller, Mitglied der Bioethikkommission, Im Vorjahr sagte sie im Gespräch mit Ulrike Weiser: „Die Impfskepsis ist teilweise noch ein Erbe der Nazi-Zeit.“ Doch es gibt nicht nur Impfskeptiker, sondern auch viele Befürworter einer Impfpflicht in Österreich. Laut einer von „Profil“ in Auftrag gegebenen Umfrage sprachen sich Ende Mai 55 Prozent der Österreicher für eine verpflichtende Coronavirus-Impfung aus.

(sk)

Diskutieren Sie mit: Sind Sie für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus? Wie kann einen möglichst hohe Durchimpfungsrate erreicht werden? Wollen Sie sich selbst impfen lassen? Oder sind Sie skeptisch? Und wenn ja: Warum?

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