Junge Forschung

Breitseite gegen Krankheiten

Neben ihrer eigenen Forschung verwaltet Astrid Hagelkrüys eines der berühmtesten Laboratorien in Österreich - das von Josef Penninger am IMBA.
Neben ihrer eigenen Forschung verwaltet Astrid Hagelkrüys eines der berühmtesten Laboratorien in Österreich - das von Josef Penninger am IMBA.Mirjam Reither
  • Drucken

Die Molekularbiologin Astrid Hagelkrüys erforscht die molekularen Grundlagen menschlicher Erkrankungen mit unterschiedlichsten Methoden und Ansätzen.

Krebs, Diabetes, Übergewicht oder Co vid-19 - thematisch ließe sich die Ar beit in ihrem Labor kaum auf einen Nenner bringen, sagt Astrid Hagelkrüys. Dafür seien die Disziplinen der Forschenden zu breit gefächert, die Ansätze zu verschieden und die Methoden zu vielseitig. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Es geht immer um die Bekämpfung menschlicher Erkrankungen, betont Hagelkrüys.

Die niederösterreichische Molekularbiologin hat 2018 das Management der Forschungsgruppe von Shooting Star Josef Penninger am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften übernommen. Ein Labor, das in Österreich und international zu einigem Ruhm gelangt ist, vor allem durch die Arbeit an bestimmten Formen von Brustkrebs, jüngst aber auch durch die Forschung an Covid-19-Medikamenten oder die Entdeckung eines "Schlankheitsgens". Seit Penninger die Leitung des Life Sciences Institute an der University of British Columbia in Kanada übernommen hat, ist Hagelkrüys für die täglichen Abläufe im Team verantwortlich.

Von der Epigenetik zum Immunsystem

"Manchmal ist das schon eine große Herausforderung", sagt die 35-Jährige über die zusätzliche Verantwortung. "Ich schreibe Forschungsanträge, betreue die Studenten, kümmere mich um Administratives. Aber es macht großen Spaß, ich lerne dabei sehr viel und es gibt mir eine gute Vorschau darauf, wie es ist, eine eigene Gruppe zu leiten. Und ich kann auch noch immer meiner eigenen Forschung nachgehen."

Wie alle ihre Kollegen ist auch Hagel krüys dabei nicht auf ein spezifisches Thema beschränkt. Auch wenn sie sich während ihrer Studienzeit an der Uni und Med-Uni Wien - die sie sub auspiciis, also mit höchstmöglicher Studienleistung und vom Präsidenten verliehenem Ehrenring abgeschlossen hat - vor allem mit Epigenetik und dem Nervensystem beschäftigte, sind im Labor von Penninger neue Themenfelder dazugekommen. "Ich habe hier ganz viele neue immunologische Methoden kennen und schätzen gelernt. Denn das Immunsystem spielt bei sehr vielen Krankheiten eine entscheidende Rolle, und es ist unglaublich spannend, es zu erforschen."

Bei ihren vielen verschiedenen Projekten haben sich vor allem die seltenen Erkrankungen als Schwerpunkt herausgestellt. So erforscht sie etwa die molekularen Ursachen einer schweren, angeborenen Neutropenie. "Das ist eine Erkrankung, bei der Kinder keine Neutrophile ausbilden, also spezielle weiße Blutkörperchen, die für die Immunantwort wichtig sind. Der Grund dafür ist ein mutiertes Gen, das jedoch nicht nur bei der Krankheit eine Rolle spielt: Ich habe herausgefunden, dass es auch für die Antikörperproduktion entscheidend ist." Die Forscherin entdeckte, dass durch dieses Gen den Antikörpern bestimmte Zuckermoleküle angehängt werden, die für ihre Aktivität ausschlaggebend sind. "Bei einem Antikörper gegen Brustkrebs führt eine einzige Veränderung des Zuckerrests etwa dazu, dass es 50 Mal effektiver zum Absterben der Krebszellen führt." Das sei ein gutes Beispiel dafür, wie die Erforschung seltener Erkrankungen nicht nur den wenigen Betroffenen hilft, sondern auch wichtige Ergebnisse für ganz andere Bereiche liefern kann, so Hagelkrüys.


Sie sei schon seit ihrer Kindheit an der Natur und der Funktionsweise des menschlichen Körpers brennend interessiert gewesen, erklärt die Wissenschaftlerin ihren Werdegang. "Ich war schon immer sehr neugierig und habe meine ganze Familie mit Fragen gelöchert." Bis zur Maturaklasse hatte sie vor, Medizin zu studieren. Dann entschied sie sich jedoch, quasi im letzten Moment, für die Molekularbiologie, da diese Disziplin einen stärkeren Fokus auf die zugrunde liegenden Mechanismen von Erkrankungen legt. Eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut hat, betont Hagel krüys. "Gerade zu Beginn der Coronapandemie hat sich gezeigt, dass man als Wissenschaftler wirklich den Menschen helfen kann. Im Vienna Biocenter haben viele Freiwillige bei der Entwicklung der Corona-Tests zusammengearbeitet - das hat mich wirklich stolz gemacht."

Zur Person

Astrid Hagelkrüys (35) studierte Molekulare Biologie an der Universität Wien. Ihre Doktorarbeit zu epigenetischen Mechanismen absolvierte sie an der Med-Uni Wien, wo sie 2014 sub auspiciis dissertierte. 2015 trat sie eine Postdoc-Stelle im Labor von Josef Penninger am IMBA an, dessen Labor sie neben ihrer eigenen Forschung seit 2018 als Senior Research Associate verwaltet.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.