Pizzicato

Ausgewedelt

Corona nimmt uns etwas weg, was wir in der Zeit des Klimawandels dringend gebraucht hätten: den Fächer.

Im August kann einem die Hitze im Theater ganz schön den Atem rauben. Mancher wird es daher als angenehm empfunden haben, neben einer Dame zu sitzen, die mit heftigem Fächerwedeln auch ihrer Umgebung etwas Kühlung spendete. Das ist nun vorbei, haben dieser Tage die Besucher der Salzburger Festspiele erfahren. Infektiöse Aerosole würden dadurch nach links und rechts verteilt und nicht nach oben durch die Klimaanlage abgesaugt. Daher gilt: Maske beim Gang zum Sitzplatz und beim Applaus. Fächer zu Hause lassen, so informiert die Salzburger Buhlschaft Caroline Peters per Lautsprecherdurchsage die Besucher.

Corona nimmt uns etwas weg, was wir in der Zeit des Klimawandels dringend gebraucht hätten. Doch der Fächer konnte weit mehr als Abkühlung bringen: Vom Korsett eingeschnürten Damen half er einst im Kampf gegen die nahende Ohnmacht, lautlose Botschaften, kokette Flirtsignale konnte er versenden, aber auch Distanz schaffen, schlechte Zähne verbergen wie bei Kaiserin Elisabeth, vor Zigarettenrauch und dem Mundgeruch aufdringlicher Paparazzi schützen wie bei Karl Lagerfeld.

„Zwischen den Stäben blicken ein Paar schöne Augen hervor“, so der Womanizer Goethe. Bestimmte Fächerbewegungen drückten die Bereitschaft zu Rendezvous aus. Also dann: Nach Corona sehen wir uns wieder, lieber Fächer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2020)

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