Salzburger Festspiele

Drei Diven und ein erschütterndes Buch

Im Salzburger Haus für Mozart lasen Sonntagabend drei Buhlschaften aus einem berührenden und erschütternden Buch.
Im Salzburger Haus für Mozart lasen Sonntagabend drei Buhlschaften aus einem berührenden und erschütternden Buch.(c) Salzburger Festspiele: Marco Borrelli
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Sunnyi Melles, Senta Berger und Caroline Peters lasen bei den Salzburger Festspielen aus Ernst Lothars „Die Rückkehr“.

Kann man zwei Länder lieben? Heute würde man sagen: Warum nicht? Aber: Kann man zwei Pässe haben und ein Land vermissen, aus dem man vertrieben wurde? Und kann einem der Staat, der einen als Flüchtling aufgenommen und eingebürgert hat, in dem Moment herzlich egal werden, wenn man wieder in seine Heimat zurückkehren kann? Auch wenn es dort kein Zuhause mehr gibt und alles zerstört ist?

1949 erschien Ernst Lothars Roman „Die Rückkehr“ über Felix von Geldern, Spross eines Wiener Bankhauses. Felix, der Glückliche, der meistens unglücklich ist, flieht mit seiner betagten Großmutter vor den Nationalsozialisten in die USA. Nach dem II. Weltkrieg kehren die beiden nach Österreich zurück. Sie finden ein darniederliegendes Land voller zorniger und darbender Menschen vor. Felix wird als ehemaliger Sektionsrat unter einem Minister, der den „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland betrieb, des Sympathisantentums mit dem Dritten Reich verdächtigt und, der Höhepunkt der Absurdität, es wird ihm unterstellt, Kommunist zu sein. Felix findet seine Jugendliebe wieder, er heiratet sie, obwohl sie vermutlich mit dem NS-Propagandaminister Goebbels schlief, um ihre Sängerkarriere voranzutreiben. Felix zerbricht beinahe an dem, was er in Österreich erlebt.

Ernst Lothars Roman ist ein „Must“, ebenso seine Erinnerungen „Das Wunder des Überlebens“,, beide beim Zsolnay-Verlag erschienen. Im Salzburger Haus für Mozart lasen Sonntagabend drei Buhlschaften aus dem berührenden und erschütternden Buch, das nur wenig mit dem zu tun hat, was so streng „Vergangenheitsbewältigung“ genannt wird. Lothar kennt keine Fronten und Gegensätze, er hat Verständnis für alle Beteiligten, schildert ihr Elend und ihre grauenhaften Zwiespälte anschaulich und farbenreich.

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