Geschichten des Jahres

Zum Streit um Lisa Eckhart: "Wir wollen das, äh, weg"

Peter Kufner
  • Drucken

Der virtuelle Droh-Mob, egal, welcher politisch-religiösen Gesinnung, sagt neuerdings, was Kunst und was Satire ist. Das ist nicht akzeptabel.

Geschichten des Jahres. Dieser Gastbeitrag ist am 10. August 2020 erschienen.

Die Älteren unter uns werden sich vielleicht noch erinnern: Den Satz, den ich mir hier als Überschrift ausgeborgt habe, sprach im fernen Jahre 1998 der freiheitliche Landesrat Hans-Jörg Schimanek und meinte damit die Aufführung von Hermann Nitschs „Orgien-Mysterien-Theater“. Der Satz machte dann eine Zeit lang in den Reihen der Linken (was genau das ist, begann damals bereits undeutlich zu werden) eine kleine Zitatkarriere als Inbegriff dessen, was herauskommt, wenn ein bornierter Autoritärer sein Denken gerade dadurch offenbart, dass er es nicht adäquat zu formulieren vermag.

Die Fronten waren klar, die Progressiven waren liberal, die Reaktionäre illiberal, und über allem schien die milde Sonne dieses vorerst letzten halbwegs behaglichen Jahrzehnts. Das progressive Bemühen um Liberalität und Inklusion brachte dann im Weiteren, ausgehend vom US-amerikanischen Unversitätsmilieu, die Political Correctness hervor, eine zunächst primär menschenfreundliche Praktik. Zu überlebensgroßer Bedeutung gelangte sie vorrangig dadurch, dass die politische Rechte diesen Ansatz umgehend zu einem totalitären Gedankenkontrollversuch Orwell'schen Zuschnitts zu dämonisieren begann, meist in der bewährten Form der Klage darüber, dass man das, was man gerade unbehelligt gesagt hat, ja gar nicht mehr sagen dürfe.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mainz Unterhaus Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises 2018 Lisa Eckhart Foerderpreis © Be
Quergeschrieben

Kampf der Gerechteren gegen Kunst, Humor und Kreativität

Verbale Neophyten verdrängen das Widerständige, Tabulose in der Kultur. Humor und Kunst werden in Safe Spaces verbannt. Gedeihlich oder gar lustig ist das nicht.
Lisa Eckhart bei der Aufzeichnung der WDR Talkshow K�lner Treff im WDR Studio BS 2 K�ln 14 12 2018
Antisemitismus-Debatte

Kabarettistin Lisa Eckhart von Hamburger Literaturfestival ausgeladen

Lisa Eckhart hätte am 14. September in Hamburg auftreten sollen. Die Veranstalter rechnen mit Protesten, denn der Kabarettistin wird Rassismus und Antisemitismus vorgeworfen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.