Seit der Romantik war der Wald ein Identität stiftender Sehnsuchtsort - mit der Klimadebatte wird er wieder zum Vorbild des "richtigen Lebens" verklärt.
Literatur

Der "gute" Wald ist wieder da

Ein Baum-Roman, schon wieder . . . Über die klimabedingte Renaissance von beseelten, redenden, uns rettenden Wäldern.

Ohne gefällte Bäume keine Bücher, das gilt, E-Books hin oder her, bis heute. Es sind aber auch die Bücher, in denen Baum und Wald Lobeshymnen gesungen wurden. An ihnen sieht man, wie der Baum durch die Zeiten als Inbegriff beständigen Lebens galt. Und dass er wie kaum ein anderes Naturphänomen dem Menschen als Spiegel diente. Besonders in baumbesessenen Zeiten wie der deutschen Romantik.

Eine solche Zeit scheint wieder angebrochen - vor allem durch den Klimawandel. Ein Symptom war ab 2015 der Bestseller "Das geheime Leben der Bäume" von Peter Wohlleben, zu dem es seit heuer auch einen Film gibt. Dessen Erfolgsrezept lag nicht nur im vermittelten Wissen, sondern auch in einem ungenierten Anthropomorphismus: Durchgehend vermenschlicht der Autor die Bäume. Er schildert sie als soziale Wesen, die miteinander "reden", zusammenarbeiten - ja, einander Gefühle entgegenbringen.

Erleuchtung beim Mammutbaum

In dem von Klimasorge erfüllten, 2019 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman "Die Wurzeln des Lebens" (Originaltitel: "The Overstory") rechtfertigt der US-Autor Richard Powers diese Vermenschlichung als Erkenntnishilfe, ohne zu erwähnen, dass sie auch in die Irre führt: "Leute sehen die Dinge besser, wenn sie aussehen wie sie." Auch er schildert einzelne Bäume wie menschliche Persönlichkeiten - allen voran den letzten überlebenden Kastanienbaum Amerikas. Powers erzählt von einer Familie, die Generationen lang unter diesem Baum lebte, und von Freunden, die die ältesten Mammutbäume retten wollen. Unter ihnen ist auch die Botanikerin Patricia Westerford - hat sie zufällig die gleichen Initialen wie der Autor des "Geheimen Lebens der Bäume"? Sie entdeckt, dass Bäume kommunizieren.

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