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Nice Wörter, neu im Duden

Was kam rein, was raus? Der neue Duden erschien am 12. August.
Was kam rein, was raus? Der neue Duden erschien am 12. August.(c) Wolfgang Kumm / dpa / picturedesk.com (Wolfgang Kumm)
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Der Rechtschreibduden hat 3000 neue Wörter aufgenommen. Von sachgrundlos bis aufpoppen findet man plumpes und hübsches Vokabular, auch zu Corona.

Welche Wörter der Duden kennt und welche nicht, ist ein ebenso beliebtes Debattenthema wie die Frage nach ihrer vorgegebenen oder logischen Schreibung. Nun ist die 28. Auflage erschienen, mit 1296 Seiten umfangreicher als je zuvor, rund 3000 Wörter sind hinzugekommen. Darunter coronabedingt (der Ausdruck ist aber nicht enthalten) Begriffe wie Herdenimmunität, Social Distancing, Lockdown, Atemschutzmaske und Reproduktionszahl. Aus derselben Sphäre kommt der Facharzttermin, der die Frage aufwirft, warum gerade er und nicht etwa der Augenarzttermin mit einem Eintrag geadelt wurde. Wie findet der Duden neue Worte? Zuerst geht es um Häufigkeit, Computerprogramme durchkämmen elektronische Texte. Interessant für die Redaktion ist dann vor allem rechtschreiblich Schwieriges oder Erklärungsbedürftiges. Und die Frage, ob es sich bei dem Wort um eine Eintagsfliege handelt. Was man stets diskutieren kann.

Wird man in ein paar Jahren noch über Fridays for Future oder Gelbwesten sprechen? Beide Ausdrücke sind hinzugekommen. Gesellschaftliche Veränderungen zeigen sich auch bei Flugscham, Achtsamkeitsübung, gendergerecht, Kryptowährung, Influencer oder pansexuell (man fühlt sich zu allen Geschlechtern und Geschlechtsidentitäten sexuell hingezogen). Auffällig viele Begriffe beschäftigen sich nun mit dem Verhältnis zwischen Jung und Alt, etwa Elterntaxi, helikoptern, durchtakten (das ist die Art, wie Eltern den Tag ihrer Kinder gestalten), Enkeltag oder Pflegeroboter.

Downcyceln und offensivstark

Mancher Liebhaber des Deutschen wird über die Zahl der neuen Anglizismen stöhnen. Vom häufig gebrauchten Funfact über das beliebte Lobwort nice, die Verben hypen und downcyceln (geringwertige Rohstoffe aus Abfall gewinnen) bis zum Plug-in-Hybrid (Auto mit Elektro- und Benzinmotor) sind viele neu hinzugekommen. Das klingt nicht immer schön – aber elegant sind viele der neuen deutschen Worte leider auch nicht. Da muss nicht einmal die Datenschutzgrundverordnung ins Spiel kommen, auch die Wörter offensivstark oder sachgrundlos sind plump. Letzteres wird übrigens als Entsprechung von sachlich unbegründet verwendet. Das Wort aufploppen dagegen ist fröhlich onomatopoetisch. Das Verb versiffen ist schon lang in unserer Sprache angekommen, auch den dazu passenden Wildpinkler kann man sprachlich durchaus akzeptieren. Erfreulich ist auch Gänsehautmoment oder das neu hinzugekommene Verb schwurbeln. Das Wort für eine unverständliche, nicht auf den Punkt kommende Redeweise wird tatsächlich immer wichtiger.

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