Größeninklusion

Faire Mode setzt zu wenig auf Plus Size

Generell denke Mode oft viele Menschen nicht mit, so die Kritik.
Generell denke Mode oft viele Menschen nicht mit, so die Kritik.(c) imago images/Panthermedia
  • Drucken

Faire Mode ist oft gar nicht so fair, meinen Betroffene, die ihre Kleidergröße nicht unter den angebotenen Produkten finden können. Eine Bewegung im Internet will dies nun ändern.

„Ich möchte wissen, ob Sie vorhaben, Ihre Kleidergrößen zu erweitern. Ich bin ein großer Fan von Ihrer Marke, aber ich kann unter Ihren Produkten meine Größe nicht finden. Plus-Size-Personen wurden zu lange ausgeschlossen, besonders was ethische und nachhaltige Mode betrifft. Bitte machen Sie Ihre Marke integrativer."

Mit Zeilen wie diesen sprechen momentan Menschen in den sozialen Medien Modelabels direkt an und geben ihnen so zu verstehen, ihre Kleidungsstücke nicht tragen zu können - und sich so ausgegrenzt zu fühlen.

Initiiert wurde die Aktion von der in San Diego lebenden Influencerin Jazmin Verga."Ich bin es leid, mit meiner Größe von nachhaltigen Marken ausgeschlossen zu werden. Das macht es schwierig, Fast Fashion den Rücken zu kehren“, schreibt sie auf Instagram. Vor diesem Hintergrund hat sie ein Template entworfen, das mittlerweile von Menschen auf der ganzen Welt aufgegriffen und adaptiert wird. Modelabels werden so gebeten, mit ihrer Kleidung auch Konsumenten abseits der durchschnittlichen Konfektionsgrößen anzusprechen.

Auch Nicht-Betroffene sind Teil der Bewegung. „Ich bin ein großer Fan Ihrer Marke, aber Ihr Sortiment schließt viele Menschen aus“, heißt es dann in einer von der Betreiberin des Fair Fashion Modeblogs Restitchstance leicht abgewandelten Vorlage.

„Wenn Sie wie ich eine Größe haben, in der die Branche normalerweise entwirft, sprich, von XS bis L, dann sollte auch Ihnen Größeninklusivität wichtig sein. Denn je mehr Menschen Zugang zu ethischer und nachhaltiger Mode haben, desto besser“, animiert die Bloggerin ihre Community zum Mitmachen - und appelliert direkt an einige Labels, ihre Größenauswahl zu erweitern.

Inklusiv statt exklusiv

Zahlreiche User springen mittlerweile auf den Zug auf und beteiligen sich an der Aktion. Sie deckt eine Problematik auf, die auch hierzulande präsent ist, betont die deutsche Modeaktivistin und Mitgründerin der Communityplattform „Fashion Changers“, Jana Braumüller, im Gespräch mit der „Presse“. Mehr noch: „Im deutschsprachigen Raum hinkt man leider - wie so oft - hinterher. Hier gibt es auch vom Angebot wesentlich weniger. Schaut man sich einmal auf dem Markt der USA oder des UK um, gibt es da schon so einiges. Deswegen ist es auch kein Wunder, dass die Initiatorin aus den USA kommt."

Die Aktion begrüßt sie. „Es ist so wichtig, dass wir immer wieder darüber sprechen, dass die Mode viele Menschen einfach nicht mitdenkt“, sagt sie. Immerhin setzt sie sich mit ihren Kolleginnen dafür ein, dass faire Mode - das heißt zum Beispiel, dass sie aus umweltfreundlichen Materialien hergestellt wird oder alle Beteiligten einen gerechten Lohn erhalten - für die breite Masse und nicht nur für eine elitäre Gruppe zugänglich ist.

Spricht sie aber nur eine bestimmte Auswahl an Menschen an und bedient nur bestimmte Kleidergrößen und damit Körperformen, könne sie nie „Mode für alle“ werden. Und „alle“ schließt die gesamte Gesellschaft in ihrer Diversität und Vielfalt mit ein.

Großer Aufholbedarf

Es sei also noch viel zu tun, meint Braumüller. Generell in der Modebranche, aber ganz besonders in der Fair Fashion Industrie. „Und dabei haben wir jetzt nur von den Größen gesprochen, die meistens eben von S bis L oder von 36 bis 40 reichen“. Sie meint damit etwa die Repräsentation von Menschen jeglicher Körperform, Herkunft,  verschiedener Hautfarben, diversen Geschlechts oder von Menschen mit Behinderung.

Denn Mode sei nicht nur etwas Oberflächliches, sondern transportiere und repräsentiere viel. Sie kann als Vehikel fungieren und für Diversität und Inklusion sorgen. „Egal wie modeinteressiert man ist oder nicht, wenn man ständig davon ausgeschlossen ist, weil man nichts für sich findet, ist das ein großes Problem und kann sich auch tatsächlich gesellschaftlich widerspiegeln."

Am Ende geht es dann aber nicht nur um Repräsentation, sagt sie, sondern um die tatsächliche Inklusion. Und das bedeute eben auch, dass Mode für alle Menschen gemacht wird. „Es reicht dann doch nicht, dass man verschiedene Menschen in Werbekampagnen sieht, sondern es muss das Angebot für sie geschaffen werden - und das ist derzeit noch viel zu klein."

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.