Joe Biden und Vize-Kandidatin Kamala Harris haben Geschlossenheit und Kampfeswillen demonstriert. Dabei haben sie auch Donald Trump und sein Versagen in der Coronakrise angeprangert.
Der designierte demokratische US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden und seine Vize-Kandidatin Kamala Harris haben bei einem ersten gemeinsamen Auftritt Geschlossenheit und Kampfeswillen demonstriert. In Bidens Heimatstadt Wilmington im Staat Delaware zeigten sie sich am Mittwoch entschlossen, bei der Wahl im November Präsident Donald Trump zu besiegen.
Die beiden US-Demokraten attackierten den republikanischen Amtsinhaber scharf und warfen ihm unter anderem Versagen in der Coronakrise vor. "Amerika ruft verzweifelt nach Führungsstärke", sagte Harris. "Das Missmanagement des Präsidenten im Umgang mit der Pandemie hat uns in die schwerste Wirtschaftskrise seit der Großen Depression gestürzt."
Zugleich werde immer mehr Menschen das Problem von Rassismus und systemischen Ungerechtigkeiten bewusst, sagte die Senatorin mit jamaikanisch-indischen Wurzeln. "Wir haben aber einen Präsidenten, dem es mehr um sich selbst geht als um die Menschen, die ihn gewählt haben."
Werden „dieses Land wieder aufbauen"
Auch Biden attackierte Trump scharf. Anstelle die Krisen anzugehen, verbringe der frühere Immobilienmogul seine Zeit "auf dem Golfplatz", sagte der frühere Vizepräsident. Gemeinsam mit Harris werde er "dieses Land wieder aufbauen", versprach Biden. Am 20. Jänner 2021 werde die Senatorin als erste Frau der US-Geschichte ihren Amtseid als Vizepräsidentin ablegen. "Und dann werden wir uns an die Arbeit machen und das Chaos beenden, das Präsident Trump und Vizepräsident Mike Pence hier und im Ausland gestiftet haben."
Biden (77) schlug nach persönlichen Angriffen von Trump (74) zurück. "Jammern ist, was Donald Trump am besten kann", sagte er. Trump bezeichnet Biden stets als "schläfriger Joe" und nannte Harris am Vortag eine "Schwindlerin".
Biden hatte Harris am Dienstag zum sogenannten Running Mate gemacht. Die 55-Jährige könnte als erste Frau und erste Schwarze Vizepräsidentin der USA werden. Umfragen sehen Biden derzeit vor Trump. Biden, der frühere Vize von Präsident Barack Obama (2009-17), pries erneut Harris. Sie sei smart und erfahren und bereit, vom ersten Tag an zu regieren.
Harris könnte Biden bei Frauen und Jungen helfen
In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters schneidet Kamala Harris bei mehreren wichtigen Wählergruppen besser ab, als der eigentliche Präsidentschaftskandidat Joe Biden. So sagen 60 Prozent der befragten Frauen, eine positive Meinung über Harris zu haben. Biden erhält von 53 Prozent der Frauen Zuspruch.
Auch bei erwachsenen Amerikanern unter 35 kommt Harris mit 62 Prozent etwas besser an als Biden. Zudem geben etwa ein Viertel der Anhänger der gegnerischen Republikanischen Partei an, einen positiven Eindruck von Harris zu haben. Über Biden äußert sich nur ein Fünftel dieser Gruppe positiv.
Harris könnte Biden also dazu verhelfen, bei der Wahl im November in wichtigen Wählergruppen zusätzlich zu punkten - und womöglich sogar einige Republikaner zum Wechsel ins Lager des politischen Rivalen bewegen.
Präsidentenwahl Wendepunkt für die USA
Die US-Präsidentenwahl im November sei ein lebensverändernder Moment für Amerika, ein Wendepunkt, der den Weg des Landes auf Jahre bestimmen werde, betonte Biden. Harris sagte: "Alles, was uns wichtig ist (...), es steht alles auf dem Spiel." Trump sei ein Präsident, der sich mehr um sich selbst als um die Menschen kümmere, die ihn gewählt hätten. "In nur 83 Tagen haben wir die Chance, eine bessere Zukunft für unser Land zu wählen."
Mit Blick auf die Coronakrise sagte Harris weiter: Der Grund, warum das Virus die USA besonders hart getroffen habe, sei, "weil Trump es von Anfang an nicht ernst genommen hat". Während sich andere Länder auf die Wissenschaft verlassen hätten, habe Trump "Wunderarzneien" propagiert, die er beim Sender Fox News gesehen habe. "Das passiert, wenn wir jemanden wählen, der der Aufgabe einfach nicht gewachsen ist", sagte Harris. In den USA wurden mehr als fünf Millionen Corona-Erkrankungen registriert - rund ein Viertel der weltweiten Fälle. Mehr als 165.000 Menschen starben.
(APA/AFP/dpa)