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Mitreden beim Home-Office: Sollen wir viel öfter daheim bleiben?

Die Coronakrise hat den Arbeitsalltag vieler auf den Kopf gestellt - und manchmal zum Positiven verändert. Welche Schlüsse kann man daraus ziehen? Und: Wie stehen Sie persönlich zum Thema Home-Office? Diskutieren Sie mit!

Als ein Virus plötzlich die Büros leer fegte, haben die österreichischen Chefs gesehen: Ihre Mitarbeiter sind im Home-Office oft effizienter, seltener krank und machen mehr Überstunden. Das zumindest hat ein Rundruf vom Madlen Stottmeyergezeigt. Sollen wir künftig also viel mehr von zuhause aus arbeiten? So einfach ist es nicht. Denn das Home Office hat auch Schattenseiten, wie etwa eine stärkere Vermischung von Arbeits- und Privatleben.

Das schreibt auchJakob Zirm in einem Leitartikel. Er meint: „Ein optimales Gleichgewicht zwischen den Anforderungen der neuen digitalen Arbeitswelt und den Bedürfnissen der darin arbeitenden Menschen zu finden, wird eine große Herausforderung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sein“. Zirm sieht die Politik gefordert: Es brauche hier neue Arbeits(zeit)gesetze. In der Tat kommt Home-Office mittlerweile jedenfalls für sehr viele in Frage: Fast jeder zweite Österreicher könnte komplett von daheim arbeiten, bei Akademikern sind es sogar 80 Prozent, berichtet Matthias Auer.

Doch wie erstrebenswert ist das? Einen Nachteil des Home Office zeigt Martin Halla in unserem wöchentlichen Blog „Der ökonomische Blick“ auf. „Innovatives und kreatives Arbeiten im Team funktioniert besser, wenn man sich physisch gegenübersitzt“, meint er. Das Büro sei ein sozialer Ort, auch der Teamgeist werde so gefördert.

Einen weiteren Nachteil der (bezahlten) Arbeit daheim kennen viele Eltern. Die Mischung aus Home-Schooling, Haushalt und Home-Office belastete während der Coronakrise massiv. Dass die Zeit vor allem für Mütter schulpflichtiger Kinder ein Kraftakt war, zeigt Andrea Lehky anhand eines Beispiels in ihrer Kolumne „Führungsfehler“. Eine viel diskutierte Umfrage der Ökonomin Katharina Mader aus dem Mai 2020 kam zu dem Ergebnis: An der traditionellen Rollenverteilung im Home-Office infolge der Coronapandemie hat sich nichts geändert. Frauen drohen vielmehr aufgrund dieser Mehrfachbelastung beruflich auf der Strecke zu bleiben, warnen die Autoren.

Untergegangene männlichen Arbeitswelt?

Der Zukunftsforscher Daniel Dettling deutet die Umbrüche in der Arbeitswelt anders: „Unternehmen werden Büroarbeitsplätze und Reisebudgets auch aus Kostengründen radikal kürzen. Tägliche Großveranstaltungen und Konferenzen sind heute Folklore einer untergegangenen männlichen Arbeitswelt.“ Das heißt: „In der 'neuen Normalität' wird Home-Office die Regel und stundenlange Präsenzsitzungen und Veranstaltungen zur Ausnahme. Wir werden mehr Zeit für Familie, Freunde und uns selbst haben."

(sk)

Diskutieren Sie mit: Welche Vorteile bringt das Home-Office für den Einzelnen und für die Wirtschaft? Wo liegen die Gefahren? Wie arbeiten Sie eigentlich derzeit? Und: Wie würden Sie gerne in Zukunft arbeiten?

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