Bei Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, ist Häme nicht angebracht. Und auch Schuldzuweisungen an bestimmte Gruppen bringen uns nicht weiter.
„Na super, die Wiener treiben wieder die Statistik hoch!“ Oder auch: „Klar, die Serben bringen Corona wieder nach Österreich!“ Meldungen wie diese liest man mittlerweile recht häufig auf Social Media oder hört sie in manchem Gespräch. Und es ist auch eine typisch menschliche Reaktion - man neigt dazu, die Schuld an einem Umstand einer möglichst anderen Gruppe zuzuschieben.
Österreich hat da ja sogar einen Reflex - die hohen Corona-Zahlen in anderen Ländern beklagen und gleichzeitig das eigene Land als einzig sicheren Hort zu zeigen. Jede weitere Infektionen wird da schnell zu einem bösartigen Angriff aus dem Ausland. In der Binnenvariante kennt man es, wenn aus den Bundesländern mit dem Finger auf Wien gezeigt wird - und umgekehrt Wiener bei Fällen wie in Ischgl oder St. Wolfgang ein bisschen hämisch grinsen.
Allein, bei Schuldzuweisungen sollte man vorsichtig sein. Natürlich, es gibt an vielen Stellen behördliches Versagen, das die Verbreitung des Virus gefördert hat - aus Inkompetenz oder auch, weil andere Interessen, etwa die Tourismuswirtschaft, offenbar eine größere Rolle gespielt haben. Und es gibt wohl auch einzelne Menschen oder Gruppen, die sich unvorsichtig oder sogar fahrlässig verhalten haben.
Aber letztlich geht es um Menschen, die (mehr oder weniger stark) an einer Krankheit leiden. Und da sollten wir heute so weit sein, dass Fingerzeigen, Häme oder „selbst schuld“ nicht die Reaktion der Wahl sind. Bei Alkohol- oder Drogenkranken, aber etwa auch bei HIV-positiven Menschen, haben wir das ja mittlerweile auch halbwegs geschafft.
Also, sparen wir uns Schuldzuweisungen in bestimmte Richtungen, ob es nun jugendliche Kroatien-Urlauber, serbische Rückkehrer vom Verwandtschaftsbesuch oder pauschal Bewohner einer Stadt oder Region sind, die gerade besonders stark von Corona betroffen ist.
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