Corona

„Kinder spüren Emotionen deutlich“

V. l.: Mayar, Malak, Jérôme, Damir und „Presse“-Redakteurin Postl im Jugendtreff.
V. l.: Mayar, Malak, Jérôme, Damir und „Presse“-Redakteurin Postl im Jugendtreff.(c) Die Presse/Clemens Fabry
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Die Coronakrise ist auch für die Kleinsten eine Herausforderung. Fehlender Kontakt zu Gleichaltrigen beeinträchtigt sie in der Entwicklung.

Weinend versucht der kleine Max, seiner Mutter in der U-Bahn die Maske vom Gesicht zu ziehen. Mit beruhigenden Worten redet sie auf ihn ein. Doch der Zweijährige kann ihre Mimik nicht erkennen. Seine Schwester streicht ihm über den Kopf, sie ist vier und trägt selbst schon einen Mund-Nasen-Schutz. Warum die Mutter beim Nachhausekommen so streng geworden ist, wenn es ums Händewaschen geht, versteht aber auch Antonia noch nicht ganz. Beide Kinder greifen auf dem Weg in den Kindergarten unzählige Gegenstände und Flächen an: Knöpfe im Aufzug, das Stiegengeländer, Haltegriffe, Auslagenfenster. Früher dachte die Mutter, das sei gut für die Immunisierung der Kleinen. Heute wird sie zornig, wenn die ungewaschene Hand ins Gesicht wandert. Das Feuchttuch ist immer parat: Zu groß ist die Angst vor einer Coronainfektion. „Wann hört diese blöde Krankheit endlich wieder auf?“, hört Lisa ihre Tochter nun öfter fragen. Natürlich hat sie darauf keine Antwort.

„Die Situation so kleinen Kindern in Worten zu erklären ist schwierig“, sagt die Wiener Psychologin Margit Güttersberger. „Sie sind aber sehr feinfühlig und kriegen fast nebenbei Emotionen mit. Das unterschätzt man als Elternteil.“

Lisas Erinnerung ist noch frisch, als im Frühling Spielplätze und mehrere Parks in Wien gesperrt waren. Die Familie suchte im Prater nach Erholungsmöglichkeiten; die damals dreijährige Antonia lernte Radfahren. Vor der Einzäunung des Kleinkinderspielplatzes knieten die Kinder im Sand und trommelten gegen den Maschendraht – ein Bild, das sich ihrer Mutter für immer eingeprägt hat. Die allseits präsente Polizei, die Lautsprecherdurchsagen verängstigten die Tochter: „Haben wir etwas falsch gemacht?“, fragte sie immer wieder. Die Unsicherheit der Mutter hatte sich auf das Mädchen übertragen, das ohnehin schon traurig war, weil es seinen vierten Geburtstag nicht mit den Freundinnen feiern konnte.

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