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Jennifer Lawrence wird 30: Eine wie keine

Cast member Lawrence poses during a photo call for the movie ´Passengers´ in Los Angeles
Cast member Lawrence poses during a photo call for the movie ´Passengers´ in Los Angeles(c) REUTERS (Mario Anzuoni)
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Erst wollten sie die Fans nicht als Katniss Everdeen sehen, dann liebten sie sie. Jennifer Lawrence lässt niemanden kalt. Zuletzt wurde es ruhiger um die umtriebige Schauspielerin.

Bevor der erste "Hunger Games"-Film ins Kino kam, gab es Kritik von Fans der Buchreihe an der Auswahl der Hauptdarstellerin: Jennifer Lawrence sei zu blond, um das schwarzhaarige Mädchen Katniss Everdeen spielen zu können und nicht dünn genug, leide diese in den Büchern doch dauernd an Hunger. Doch Lawrences erster Auftritt als Katniss Everdeen, die vom Spielball zur Galionsfigur der Widerstandsbewegung wird, ließ die Kritiker verstummen. Sie war alles, was Katniss sein sollte: stark und verletzlich, unsentimental und gefühlvoll, berechnend und naiv. Kurz, nachdem "Die Tribute von Panem", der erste der vier "Hunger Games"-Filme, im Kino zu sehen war, wurde Lawrence mit einem Oscar ausgezeichnet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürften die Produzenten der Reihe gewusst haben, welchen Glücksgriff sie mit ihr gemacht haben. Erst 22 Jahre alt war die Schauspielerin bei ihrem Oscar-Sieg. Seitdem sind siebeneinhalb Jahre vergangen: am 15. August wird Jennifer Lawrence 30 Jahre alt.

Zwei Monate vor ihrem 30. Geburtstag legte sie sich einen Twitter-Account zu. Ihre drei Posts von Mitte Juni hatten nichts mit Glamour, Film oder Eigenwerbung zu tun. Die Oscar-Preisträgerin prangerte Missstände in den USA an, etwa Polizeibrutalität gegen Schwarze. Ihren Social-Media-Followern präsentiert sich Lawrence als Mitglied der Organisation "Represent Us", die sich für eine Reform des Wahlsystems und gegen korrupte Politik stark macht.

Das "Countrygirl aus Kentucky" (so Lawrence über sich) hat eine rasante Traumkarriere hingelegt. Mit den vier "Hunger Games"-Filmen feierte sie von 2012 bis 2015 Blockbuster-Erfolge. Das zahlte sich aus. Das "Forbes"-Magazin kürte sie zweimal hintereinander zur bestbezahlten Schauspielerin der Welt. Allein zwischen Juni 2014 und Juni 2015 soll sie mit Gagen und Werbung etwa 52 Millionen Dollar verdient haben. Mit einem Millionenverlust machte Lawrence dann Anfang August Schlagzeilen, als das Filmblatt "Variety" berichtete, sie sei ihr New Yorker Penthouse "nur" für knapp zehn Millionen Dollar losgeworden. 2016 hatte Lawrence angeblich fünf Millionen mehr für die Luxus-Wohnung hingeblättert. Ihre erste Adresse ist eine Villa in den Hügeln über Beverly Hills.

Mit 14 Jahren auf der Straße entdeckt

Entdeckt wurde Lawrence mit 14 Jahren in New York. "Ich stand in der Straße und schaute mir gerade Straßentänzer an, als jemand ein Foto von mir gemacht hat", erzählte sie 2012 in einem Interview. "Von da an ist es losgegangen. Model- und Filmagenturen riefen an und wollten mich treffen - was ich auch tat."

WINTER S BONE, Jennifer Lawrence, 2010. Roadside Attractions/courtesy Everett Collection Roadside Attractions/Courtesy E
WINTER S BONE, Jennifer Lawrence, 2010. Roadside Attractions/courtesy Everett Collection Roadside Attractions/Courtesy E(c) imago images/Everett Collection (Roadside Attractions/Courtesy Ev)

Der Durchbruch kam mit einer ernsten Rolle in dem Independentfilm "Winter's Bone" (2010). Sie spielte die Tochter einer verarmten Familie im ländlichen Missouri, die für ihre Mutter und die kleinen Geschwister sorgen muss. Die Kritiker überschlugen sich, Lawrence wurde zum ersten Mal für den Oscar nominiert – mit 20 Jahren war sie damals die zweitjüngste Anwärterin auf einen Preis als beste Hauptdarstellerin.

Schlagfertig gestolpert

Auf der Oscar-Bühne triumphierte sie im Februar 2013 als 22-Jährige mit ihrer Rolle als depressive junge Frau an der Seite von Bradley Cooper in dem Film "Silver Linings". Dass sie auf dem Weg auf die Oscar-Bühne vor Millionenpublikum über den Saum ihres üppigen Dior-Kleides stolperte, war nur ein kleiner Ausrutscher. Schlagfertig wies sie kurz darauf die Hollywood-Legende Jack Nicholson zurecht. Der war mitten in ein Live-Interview geplatzt, das Lawrence kurz nach dem Oscar-Sieg gab. Ungeniert flirtete der Altstar drauflos und überfiel die junge Gewinnerin mit Komplimenten. "Sie sind wirklich unhöflich", raunzte sie unerschrocken zurück. "Sie sehen aus wie eine frühere Freundin von mir", fuhr der Leinwandmacho unbeirrt fort. "Wirklich, sehe ich etwa auch wie eine neue Freundin aus?", konterte Lawrence. Eine filmreife Szene, die im Netz für Lacher sorgte und Nicholson reichlich Spott einbrachte.

Jennifer Lawrence falls as she walks up the steps to accept the award for best actress at the 85th Academy Awards in Hollywood
Jennifer Lawrence falls as she walks up the steps to accept the award for best actress at the 85th Academy Awards in Hollywood(c) REUTERS (Mario Anzuoni)

"Habt keine Angst, seid laut!"

Für Lawrence ging die Erfolgswelle weiter. 2014 überzeugte sie als Gaunerin in "American Hustle", wofür sie eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin bekam. Zum vierten Mal für den Oscar nominiert wurde sie für ihre Darstellung der Wundermop-Erfinderin Joy Mangano in "Joy" (2015).

Lawrence nimmt sich kein Blatt für den Mund. Mit dem Appell "Habt keine Angst, seid laut!" wandte sie sich 2016 nach dem Wahlsieg von Donald Trump speziell an Frauen und Minderheiten und rief zu Aktionen auf. Nun müsse man noch stärker für die Umwelt, für seine Mitmenschen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen.

Pole-Dance in Wien

"Ich werde mich nicht entschuldigen, ich hatte in jener Nacht einen Mordsspaß", verteidigte Lawrence 2017 einen Auftritt an einer Pole-Dance-Stange in einem Nachtclub in Wien. Sie hatte mit Freundinnen gefeiert. Ein Videoclip davon kursierte im Internet.

Zu diesem Zeitpunkt war die Schauspielerin noch mit Regisseur Darren Aronofsky liiert. Sie waren nach dem Dreh des Psychothrillers "Mother!" zusammengekommen, in dem Lawrence die Hauptrolle einer jungen, verängstigten Ehefrau spielte. Nach einem Jahr ging das Promi-Paar wieder auseinander. Doch mit dem Kunsthändler Cooke Maroney, der eine Galerie in New York leitet, machte es Lawrence später amtlich. Nach gut einjähriger Beziehung gaben sie sich im Oktober 2019 das Ja-Wort.

Blockbuster und Independet-Filme

Beruflich legt sich Lawrence weiterhin nicht fest. In der futuristischen Romanze "Passengers" (2016) reiste sie an der Seite von Chris Pratt in den Weltraum. In "X-Men: Dark Phoenix" (2019) ist sie die blaugesichtige Raven. In dem Thriller "Red Sparrow" musste sie als russische Femme Fatale erstmals in ihrer Schauspiel-Karriere einen ausländischen Akzent imitieren. Nach den Dreharbeiten zu "Red Sparrow" legte sie ab Februar 2018 eine einjährige Schauspiel-Pause ein, blieb aber nicht untätig. Sie gründete eine Produktionsfirma namens "Excellent Cadaver".

Diese produziert auch Lawrences nächsten Film: Mit dem Independent-Drama "Red, White and Water" kehrt sie nach vielen Blockbustern wieder zu ihren Wurzeln zurück. Die Regie führt Lila Neugebauer, die sich bisher vor allem im Theater einen Namen machte.

Jennifer Lawrence stars as Katniss Everdeen in THE HUNGER GAMES. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xPhotoxcred
Jennifer Lawrence stars as Katniss Everdeen in THE HUNGER GAMES. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xPhotoxcred(c) imago images/Cinema Publishers C (Photo credit via www.imago-image)

Auch weitere Projekte stehen für Lawrence schon fest, wegen des Corona-Stillstands in Hollywood verzögern sich diese jedoch. Im Frühjahr wurde bekannt, dass Lawrence und Cate Blanchett in der geplanten Netflix-Komödie "Don't Look Up" Astronominnen spielen, die vor einem gefährlichen Asteroiden warnen. Und auch für Paolo Sorrentinos "Mob Girl" soll sie demnächst vor der Kamera stehen. Klingt so, als könnte es sich mit einem zweiten Oscar vor dem 35. Geburtstag ausgehen.

(Red./APA/dpa)

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