Der Kampf um die Rohstoffe der Arktis ist voll entbrannt: Nach Russland haben auch die USA ein Forschungsschiff ins ewige Eis entsandt. Umweltschützer schlagen Alarm.
Nach Russland haben auch die USA im Wettrennen um die Rohstoffe in der Arktis ein Forschungsschiff in Richtung Nordpol entsandt. Der US-Eisbrecher "Healy" stach am Montagabend (Ortszeit) von den Aleuten aus in See. Am Mittwoch soll ein kanadisches Forschungsschiff folgen. Die Wissenschaftler wollen gemeinsam Daten sammeln, um die Grenzen des nordamerikanischen Kontinents festzulegen. Die Anrainer streiten seit Jahren um das Zugriffsrecht auf die gewaltigen Öl- und Gasreserven am Pol.
Greenpeace verurteilt Rohstoffabbau
Während sich Rohstoffkonzerne weltweit Milliardengeschäfte im hohen Norden erhoffen, schlagen Umweltschützer Alarm. Die Organisation Greenpeace fordert, die Rohstoffe in der Arktis vorläufig nicht auszubeuten. Es sei wissenschaftlich unerforscht, was sich unter der bisherigen arktischen Eisdecke verberge, sagte Greenpeace-Expertin Iris Menn. Von daher sei es nicht zu verantworten, dort Gas, Öl oder Mineralien zu gewinnen.
"Nicht zuletzt durch die Katastrophe im Golf von Mexiko wissen wir, was Ölförderung anrichten kann", sagte Menn. Experten befürchten, dass bei einem Unfall die Mikroorganismen wegen des kalten Klimas das Öl deutlich langsamer als etwa im Golf von Mexiko zersetzen.
Kanada schickt Schiff am Mittwoch
Die Kanadier bereiten ihren Aufbruch in die Arktis für Mittwoch vor. Das Forschungsschiff "Louis S. St-Laurent" werde von Nunavut im hohen Norden des Landes aus starten, sagte die Geologin Deborah Hutchinson vom U.S. Geological Survey, dem Amt für Bodenforschung in Reston (US-Bundesstaat Virginia). Über die Internetseite www.sailwx.info lässt sich die Route und die aktuelle Lage der Forschungsschiffe verfolgen.
Arktis gehört eigentlich niemandem
Kanadier und US-Amerikaner wollen über Echoschall und seismische Reflektionen Daten sammeln, um die Grenzen des nordamerikanischen Kontinents festzulegen. Das Ergebnis soll ihnen helfen, ihre Rechte auf den Abbau wertvoller Mineralien und Rohöl zu untermauern. Nach der internationalen Seerechtskonvention der Vereinten Nationen hat jedes Küstenland Anspruch auf das Gebiet, das sich bis zu 200 Seemeilen (370 Kilometer) vor seiner Kontinentalplatte ausdehnt. Bereits in der Vergangenheit hatten die USA und Kanada gemeinsame Forschungsfahrten in die Arktisregion unternommen.
Nach dem verbalen Säbelrasseln um die Rohstoffe am Nordpol in der Vergangenheit gaben sich die Kontrahenten zuletzt demonstrativ zurückhaltend. Aus Moskau lagen am Dienstag zunächst keine Reaktionen auf den Vorstoß der Amerikaner vor. Erst vor kurzem waren ein russischer Atomeisbrecher sowie ein Forschungsschiff in die Arktis ausgelaufen. Neben den USA, Kanada und Russland wollen auch Dänemark und Norwegen ihren Anteil sichern.
Moskau will den Nordpol haben
Moskau beansprucht einen 1,2 Millionen Quadratkilometer großen Teil der Arktis einschließlich des Nordpols. Dies wird damit begründet, dass der Festlandsockel die Fortsetzung der eurasischen Landmasse sei. Vor zwei Jahren hatten sich die fünf Arktis-Anrainer darauf geeinigt, dass die UN-Seerechtskommission über die Ansprüche entscheiden soll. Der Klimawandel macht bereits den Weg frei für neue Schifffahrtsrouten und Fanggründe im Nordpolarmeer.
Russland hatte noch zu Wochenbeginn seinen Anspruch auf Teile der Arktis-Ressourcen bekräftigt. Der Kreml werde voraussichtlich 2014 einen Antrag bei den Vereinten Nationen einreichen, dass der Meeresboden eine natürliche Verlängerung des russischen Festlandsockels sei und Moskau dort Rohstoffe abbauen dürfe, hieß es in Moskau. Anfang 2009, als das Verhältnis zum Westen noch deutlich angespannter war, hatten russische Medien über Pläne berichtet, die russischen Interessen am Nordpol mit paramilitärischen Polarstreitkräften schützen zu lassen.
Eisbergwasser aus Kanada
Zumindest bei einem Rohstoff haben Firmen aus Kanada aber die Nase vorn: Sie verkaufen Wasser, das aus den Eisbergen gewonnen wird.
(Ag.)