Song der Woche

Sufjan Stevens: Gefangen im sanften Spiel

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Sufjan Stevens, geboren 1975 in Detroit, spielt fast alle Instrumente. Zwei seiner Alben widmete er den Staaten Michigan und Illinois. Demnächst folgt „The Ascension“.

Sufjan Stevens: „Video Game“. Es gibt im Pop eine große Tradition von Songs der Verweigerung, man denke nur an Dylans „Maggie's Farm“ oder Lennons „I Don't Wanna Be a Soldier“. Sufjan Stevens stellt sich in diese Tradition, aber ohne jeden aufmüpfigen Gestus, sondern verträumt, als steckte er schon in dem Videospiel, das er ablehnt. Was kann das für ein Spiel sein? Ein ruhiges, zauberhaftes, das sagen die Sounds. Ein religiös konnotiertes, das sagt der Text: „I don't wanna be your personal Jesus“, singt Stevens – in Anspielung an Depeche Mode? – und: „In a way I wanna be my own redeemer.“ Sein eigener Erlöser, in der wirklichen Welt. Nicht in einer Simulation, die einem vorgaukelt, dass man „the center of the universe“ sei. Aber ist das nicht jeder? Er wolle nur sein Leben ein bisschen leichter machen, haucht Stevens, doch der sanfte Strudel lässt ihn nicht los, sein Mantra umkreist sich selbst, diesem Spiel entkommt er nicht. Fesselnd.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.08.2020)

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