Coronavirus

Wann gehen Konzerte wieder? Experiment teilt die Meinungen

Konzert von Tim Bendzko in der Alten Oper Frankfurt am Main Der deutsche Singer Songwriter Tim Bend
Konzert von Tim Bendzko in der Alten Oper Frankfurt am Main Der deutsche Singer Songwriter Tim Bend(c) imago/3S PHOTOGRAPHY (Sven-Sebastian Sajak)
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Leipzig startet ein Experiment: 4000 Zuschauer eines Konzerts sollen als Probanden dienen. So will man herausfinden, wie man Großveranstaltungen in geschlossenen Räumen gestalten kann.

Am 22. August soll im deutschen Leipzig ein Experiment stattfinden, das wegweisend für die Konzert-Branche sein könnte: Forscher der Universitätsmedizin Halle wollen herausfinden, wie Großveranstaltungen in Corona-Zeiten auch in geschlossenen Räumen gestaltet werden können. Darum wird ein Konzert von Popmusiker Tim Bendzko veranstaltet, bei dem bis zu 4000 Menschen teilnehmen sollen.

Interessierte gesunde Freiwillige im Alter zwischen 18 und 50 Jahren können sich noch bis zum 16. August über den Internetauftritt des Projektes "Restart-19" anmelden. Sie und die Helfer müssen vor Studienbeginn einen Corona-Test durchführen und ein negatives Ergebnis mitbringen. 1400 Probanden waren Anfang des Monats bereits gefunden.

Hauptziel der Forscher ist es, ein mathematisches Modell zu entwickeln, mit dem das Risiko eines Corona-Ausbruchs nach Großveranstaltungen in Hallen berechnet werden kann. Die Veranstaltung ist ein gemeinsames Projekt der Länder Sachsen-Anhalt und Sachsen. Letzteres unterstützt das Experiment den Angaben zufolge mit gut 410.000 Euro.

"Sehe keinerlei Spielraum für weitere Lockerungen"

Ob dieses Konzert den Weg frei machen könnte für weitere Großveranstaltungen, ist ungewiss. Der deutsche Epidemiologe Markus Scholz rät angesichts steigender Infektionen in der Corona-Pandemie von einer Rückkehr zu Großveranstaltungen ab. "Die zweite Welle zeichnet sich deutlich ab, da wir nun über mehrere Wochen einen Anstieg der aktiven Infektionszahlen feststellen", sagte Scholz.

"Ich sehe daher aktuell keinerlei Spielraum für weitere Lockerungen - auch und gerade nicht für Großveranstaltungen." Bereits sich abzeichnende Effekte durch Reiserückkehrer sind laut Scholz "stark beunruhigend". Es müsse daher jetzt darum gehen, den Schulbetrieb zu normalisieren. "Wir sollten uns nun zunächst darauf konzentrieren, wie die Hygienekonzepte mit Lüften und Maskentragen in den Schulen funktionieren", sagte der Professor.

"Menschen gehen umher, holen Getränke ..."

Bei Großveranstaltungen gebe es mehrere Risiken, die beachtet werden müssten. "Die Menschen gehen umher, holen sich Getränke, gehen auf die Toilette - da finden dann sehr viele Kontakte statt, die bei einer großen Personenanzahl kaum nachzuvollziehen sind", sagte Scholz. Auch die Hygienekonzepte, die etwa festgelegte Wege oder eine Maskenpflicht vorsähen, ließen sich bei großen Menschenansammlungen kaum durchsetzen.

"An das Infektionsgeschehen in einer Region anpassen"


Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hält eine Rückkehr dagegen grundsätzlich für möglich - etwa mit umfangreichen Testungen im Vorfeld. Wichtig sei es, die Zahl der Neuinfektionen in einer Region im Blick zu behalten. "Davon sollte dann abhängig sein, wie viele Menschen eine Veranstaltung besuchen können und auch wie lange. Ich würde daher für ein flexibles Modell plädieren, das sich an das Infektionsgeschehen in einer Region anpasst", sagte der Virologe.

>> www.restart19.de

(APA/dpa/Red.)

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