Eine Welt, zwei digitale Welten. Die USA und China bauen sich streng getrennte Imperien in der Internetwirtschaft auf.
Digitale Welt

Die Zweiteilung des Internets

Der Fall TikTok zeigt, wie brutal die USA und China ihre Claims in der digitalen Welt abstecken. Sie teilen das Internet in zwei getrennte Welten. Wie soll Europa damit umgehen?

Vor zwei Jahren ließ der langjährige Chef von Google, Eric Schmidt, mit einer klaren Prognose aufhorchen: Binnen einer Dekade, so seine Vorhersage, werde das Internet in zwei Hälften geteilt sein. Eine Hälfte werde Amerika dominieren, in der anderen werde die Volksrepublik China den Ton angeben. Heute sieht es ganz danach aus, als wäre der Traum vom grenzenlosen Internet schon früher Geschichte. Jüngstes Indiz ist Washingtons Kleinkrieg gegen die chinesische App TikTok. Der Streit illustriert, wie rigoros die beiden Wirtschaftsmächte ihre Territorien in der digitalen Welt markieren. Und was macht Europa? Welchen Platz strebt der Kontinent in dieser gespaltenen digitalen Welt an – und welchen kann er erreichen?

Die aktuelle Geschichte rund um TikTok ist rasch erzählt: Die chinesische Videoplattform ist derzeit eine der populärsten Apps unter Teenagern – auch in den USA. Präsident Donald Trump sieht darin eine potenzielle Gefahr für die nationale Sicherheit und will TikTok verbieten, wenn die chinesische Mutter das Amerikageschäft nicht binnen weniger Wochen an den US-Softwareriesen Microsoft abstößt. Ein „substanzieller Teil des Kaufpreises“ solle zudem an den amerikanischen Fiskus fließen. Darüber hinaus nahm Trump auch die Geschäfte von US-Firmen mit WeChat ins Visier, Chinas Antwort auf den amerikanischen Messenger-Dienst WhatsApp.

Die USA lernen von China

China steht den USA in diesen Belangen um nichts nach. In der Internet-Bubble, die das kommunistische Regime für das Reich der Mitte geschaffen hat, sind westliche Unternehmen von Twitter über Facebook bis Amazon allesamt nicht existent. Schon heute überschneiden sich das amerikanische und die chinesische Netz nur in Randbereichen. Das hat nicht nur politische Gründe. Die Isolation des Milliardenmarkts war auch das ideale Umfeld, um starke chinesische Internetimperien aufzubauen. So beherrscht in China etwa Alibaba statt Amazon den Onlinehandel.

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