CBD

Der Streit um das Geschäft mit legalem Cannabis

Legales Cannabis – bekannt als CBD – bekommen die Österreicher an fast jeder Ecke. Das Geschäft mit Blüten, Tees und Ölen ist explodiert. Und heillos unterreguliert. „Die Presse“ sah sich um – bei diskreten Investoren, wütenden Trafikanten und Händlern, die an vagen Gesetzen verzweifeln. Dabei sehen einige CBD als Einstieg in aussichtsreichere Geschäftsfelder.

Die Sonne scheint auf die Berge. Im nächsten Bild scheint sie auf die grünen Blätter Tausender Cannabispflanzen, die in endlosen Reihen in einem Grazer Gewächshaus stehen. Es sind Szenen eines Werbefilms, an dessen Ende der Slogan „Industrial Mindset Meets Cannabis“ erscheint. Industrie und Cannabis? Für den österreichischen Konzern Ring International Holding (RIH) kein Widerspruch. Er erkannte 2017, dass sich mit einer industriell geschulten Herangehensweise in der Cannabisbranche gut Geld verdienen lässt. Dabei baut das Imperium auf Ringbuchordnern und Industrielacken auf.

Canadelaar heißt das Cannabis-Unternehmen von RIH. Verkaufsleiter Ernst Max Schreder vermutet, dass es die größte Glashauszucht für Cannabis in Europa betreibt, und deutet an die Wand. Ein Foto des Grazer Gewächshauses hängt im Sitzungssaal des feudalen Gartenpalais Liechtenstein in Wien-Alsergrund, in dem RIH residiert. Dabei muss man wissen: Canadelaar züchtet in Graz ausschließlich CBD-Hanfsorten. CBD – Cannabidiol – ist anders als sein Bruder THC – Tetrahydrocannabinol – nicht psychoaktiv, löst also keine Rauschzustände aus. CBD-Produkte mit einem THC-Wert von weniger als 0,3 Prozent fallen nicht unter das Suchtmittelgesetz.

»„Nirgendwo kommen so viele Shops auf Einwohner wie in Österreich.“«

Ernst Max Schreder, Verkaufsleiter von Canadelaar

Seit das in der Suchtgiftverordnung 2017 verschriftlicht wurde, explodiert die Zahl der CBD-Läden. Nach Schätzung des Wirtschaftsverbands Cannabis Austria (WVCA) sind es mittlerweile fast 500 Unternehmen, die Blüten, Öle, Tees und Kosmetika verkaufen. Mit den Vorzügen von CBD dürfen sie nicht werben. An den Verkaufstheken wird das aber gemacht. Der Pflanze wird unter anderem eine angstlösende, entzündungshemmende und krampflösende Wirkung zugeschrieben, viel davon sei allerdings wissenschaftlich nicht bestätigt, schreibt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages). Eine Diktion, der sich das Gesundheitsministerium unter Beate Hartinger-Klein (FPÖ) anschloss. Hartinger-Klein war alles andere als ein Fan des legalen Cannabis. Sie ließ 2018 einen Erlass veröffentlichen, der Nahrungsergänzungs- und Lebensmitteln mit CBD den Kampf ansagte. Dadurch verschwanden die Produkte allerdings nicht – aber dazu später.

Der RIH gelang der Einstieg in die CBD-Branche schnell: 2019 kaufte sie sich beim steirischen Großgärtner Herneth mit Expertise im Hanfanbau ein. Heute hat die Firma von der Stecklingszucht über die Verarbeitung bis zur Abfüllung alles unter ihrem Dach. Sie verschickt Produkte in rund zehn europäische Länder. „Österreich ist der CBD-Markt, wo der Konsument am weitesten ist. Nirgends sonst in Europa kommen so viele Shops auf Einwohner“, sagt Schreder. Canadelaar tritt unter verschiedenen Namen auf. Als Hanfama beliefert man die Kosmetik- und Wellness-Szene, als Tamacan verkauft man Tropfen für Hund und Katz. Unter anderen Marken kommen die CBD-Blüten in die Trafiken – wohlgemerkt in belgische oder luxemburgische, nicht aber in österreichische. Dort sind sie bis jetzt nicht zugelassen.

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