Analyse

Das neue strategische Dreieck in Nahost

Deutliches Zeichen der Annäherung: Das Rathaus in Tel Aviv leuchtet in den Farben der Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate.
Deutliches Zeichen der Annäherung: Das Rathaus in Tel Aviv leuchtet in den Farben der Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate.(c) APA/AFP/JACK GUEZ
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Die Vereinbarung zwischen Israel und den Emiraten schwächt insbesondere den Iran, der nun isolierter als zuvor ist. Die Verlierer und Gewinner des neuen Bündnisses, das eine „Zeitenwende“ im Nahen Osten einleiten könnte.

Recep Tayyip Erdoğan versteht sich schon lang als Anwalt der Palästinenser, und am Tag nach der historischen Vereinbarung zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist das erst recht so. „Wir stehen an der Seite des palästinensischen Volkes“, sagt der türkische Präsident nach dem Freitagsgebet in Istanbul vor Journalisten. Erdoğan droht, aus Protest gegen die Einigung zwischen Israel und den Emiraten den türkischen Botschafter aus den VAE abzuberufen und die diplomatischen Beziehungen auf Eis zu legen – in Israel hat die Türkei schon seit Jahren keinen Botschafter mehr. Auch mit anderen Ländern der Region hat Erdoğan Probleme. Damit ist die Türkei in der Region fast so einsam wie der Iran: Beide Länder sind Gegner des neuen Bündnisses aus Israel, den VAE und Saudiarabien, das den Nahen Osten ab sofort prägen wird.

Carlo Masala, Professor an der Bundeswehr-Universität in München, sieht die Vereinbarung zwischen Israel und den VAE als „Zeitenwende“ im Nahen Osten. „Das hat schon Camp-David-Qualitäten“, sagte Masala der „Presse am Sonntag“ in Istanbul in Anspielung auf den Durchbruch bei der Annäherung von Ägypten und Israel, der 1978 auf dem Landsitz des US-Präsidenten bei Washington erzielt wurde und ein Jahr später zum Friedensvertrag zwischen den beiden Ländern führte. In der Region entstehe ein Bündnis gegen den Iran, bei dem die Teilnehmer ihre Differenzen beiseiteschieben, sagte Masala. „Wir sehen eine klassische Allianzbildung nach dem Motto ,Der Feind meines Feindes ist mein Freund‘.“ Laut Masala bildet die Auseinandersetzung mit Teheran das neue Grundthema im Nahen Osten: „Zentral ist nicht mehr der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern, sondern der Konflikt mit dem Iran.“ Auch wenn Saudiarabien nicht offiziell den gleichen Schritt tun werde wie die VAE, sei das Königreich sehr wohl Partner in dem anti-iranischen Bündnis: Masala spricht von einem „strategischen Dreieck Israel-VAE-Saudiarabien“.

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