75. Jahrestag

Japan gedachte Kriegstoter - Minister besuchten umstrittenen Schrein

"Wir werden nie vergessen, dass der Frieden und Wohlstand, den wir heute genießen, auf den ultimativen Opfern der Kriegstoten beruht“, erklärte Ministerpräsident Shinzo Abe. Zwischen Südkorea und Japan bauen sich 75 Jahre nach Kriegsende wieder Spannungen auf.

Am 75. Jahrestag der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg haben vier japanische Minister den umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio besucht, in dem auch verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden. Ministerpräsident Shinzo Abe verzichtete auf einen Besuch am Samstag, ließ dem Schrein aber ein rituelles Geldopfer zukommen. Japans Nachbarländer sehen in dem Schrein ein Symbol des Militarismus.

Der Besuch der Minister in dem Schrein war der erste von Regierungsmitgliedern seit 2016. Er habe mit seinem Besuch den Seelen seinen Respekt erwiesen, "die sich edel während des Krieges geopfert haben", sagte Bildungsminister Koichi Hagiuda am Samstag.

Der Yasukuni-Schrein ist hoch umstritten, weil dort neben Japans 2,5 Millionen Kriegstoten auch 14 verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden. Abe selbst hatte den Schrein zuletzt im Dezember 2013 besucht und damit scharfe Kritik ausgelöst. Seither hat es der rechtskonservative Ministerpräsident bei Opfergaben belassen. Besuche japanischer Politiker und Opfergaben im Yasukuni-Schrein in Tokio lösten in der Vergangenheit immer wieder Spannungen mit China sowie Südkorea aus, gegen die Japans Aggressionen im Zweiten Weltkrieg gerichtet waren.

Spannungen zwischen Japan und Südkorea

Der Besuch der Minister am Samstag fällt in eine Zeit der Spannungen zwischen Japan und dem einstigen Kriegsgegner Südkorea. Die beiden Länder streiten bis heute über Entschädigungen für Zwangsarbeit und Zwangsprostitution während des Zweiten Weltkriegs. Seine Regierung sei weiterhin jederzeit zu Gesprächen mit Tokio bereit, sagte der südkoreanische Präsident Moon Jae-in bei einer Zeremonie zur Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft 1945.

Japans Kaiser Naruhito und Kaiserin Masako nahmen unterdessen am Samstag an einer Zeremonie zum Jahrestag der Kapitulation teil. Er schaue mit "tiefem Bedauern" auf die kriegerische Vergangenheit des Landes zurück und hoffe "aufrichtig, dass die Zerstörungen des Krieges sich niemals wiederholen", sagte der Kaiser. In der Vergangenheit hatte er sich dafür ausgesprochen, "korrekt" an den Zweiten Weltkrieg zu erinnern, ohne den japanischen Militarismus in jener Zeit zu übergehen.

Abe sagte in seiner Rede bei der wegen der Corona-Pandemie drastisch verkleinerten Gedenkzeremonie: "Wir werden nie vergessen, dass der Frieden und Wohlstand, den wir heute genießen, auf den ultimativen Opfern der Kriegstoten beruht". Auf Japans Aggressionskrieg ging Abe wie bereits in den Vorjahren jedoch nicht ein. Der Rechtskonservative will die pazifistische Nachkriegsverfassung reformieren. Er vertritt die Ansicht, dass die Verfassung nicht der einer unabhängigen Nation entspreche, da sie Japan 1946 von der Besatzungsmacht USA aufgezwungen worden sei.

(APA/DPA)

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