Großteils aus Kroatien

Jeder dritte Neuinfizierte ist Reiserückkehrer, Drive-In-Testcenter in Wien eröffnet

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CROATIA-HEALTH-VIRUS-TOURISM(c) APA/AFP (DENIS LOVROVIC)
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Mit 303 Neuinfektionen von Freitag auf Samstag wurde der höchste tägliche Zuwachs seit Anfang April verzeichnet. Auf Sonntag war der Wert mit 191 Neuinfektionen wieder geringer.

Von Freitag auf Samstag sind 303 Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Österreich registriert worden. Das ist der höchste tägliche Zuwachs seit Anfang April. Bei rund einem Drittel der Neuinfizierten von Samstag handelt es sich um Reiserückkehrer, großteils aus Kroatien. Von Samstag auf Sonntag hat es bundesweit wieder einen deutlichen Rückgang bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus gegeben: Am Sonntag kamen 191 Fälle dazu , die in den vergangenen 24 Stunden als mit SARS-CoV-2 angesteckt gemeldet wurden. Das gab das Innenministerium bekannt.

Von den Neuinfektionen entfielen 86 auf Wien, 39 auf Niederösterreich, 24 auf Oberösterreich und 14 auf die Steiermark. Am Sonntag befanden sich 84 Personen aufgrund des Corona-Virus in krankenhäuslicher Behandlung, davon 19 auf Intensivstationen.

Reisewarnung für Kroatien gilt ab Montag

"In einer am Freitag erteilten Weisung und einem Erlass von Innenminister und Gesundheitsminister wurde daher eine weitere Verstärkung der Grenzkontrollen an den betroffenen Grenzübergängen angeordnet", teilte das Gesundheitsministerium am Samstagnachmittag mit. Schon in den vergangenen Wochen sei die Kontrolltätigkeit schrittweise erhöht worden. Am Freitag gab es demnach fast 60.000 Kontrollen.

Ab Montag gelten für Kroatien eine Reisewarnung und verschärfte Einreisebestimmungen nach Österreich. Mehrere zehntausend heimische Urlauber dürften davon betroffen sein. Wie bereits aus anderen "Risikogebieten" wie dem Kosovo, Serbien oder Bosnien und Herzegowina müssen sie ab Montag bei der Einreise entweder ein aktuelles Gesundheitsattest mit negativem Testergebnis vorlegen oder innerhalb von 48 Stunden in Österreich einen Test einleiten. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses hat eine Heimquarantäne eingehalten zu werden. Diese sei "rechtlich verpflichtend umzusetzen", betonte das Gesundheitsministerium.

Drive-In-Testcenter vor dem Happel-Stadion

Die Stadt Wien hat über Nacht ein Drive-In- und Walk-In-Testcenter am Vorplatz des Ernst-Happel-Stadions aus dem Boden gestampft, wo sich zurück gekehrte Kroatien-Urlauber ab sofort kostenlos auf eine Coronavirus-Infektion testen lassen können. Das Angebot gilt für alle Heimkehrer zwischen 7. August und heute, Sonntag. Erstmals kommt dabei der Gurgeltest zum Einsatz.

Einerseits können sich Kroatien-Urlauber unter der Hotline-Nummer 1450 melden. Sie werden dann - unabhängig davon, ob sie Symptome haben oder nicht - kostenlos zu Hause getestet. Da mit einer höheren Anzahl an Anrufen bei 1450 gerechnet wird, wurde dort das Personal um 50 Prozent aufgestockt.

Wer es sofort erledigt haben will und - wichtig - keine Symptome verspürt, für den gibt es ab sofort eine weitere, neue Möglichkeit. Am Vorplatz des Ernst-Happel-Stadions wurde ein Drive-In-Testcenter für alle jene eingerichtet, die mit dem Auto unterwegs sind. Wer kein Fahrzeug besitzt, kann sich beim dortigen Walk-In testen lassen. Hierbei wird darum gebeten die nötigen Abstände einzuhalten und einen eigenen Mund-Nase-Schutz mitzubringen. Bei der neuen Teststation können bis zu 500 Tests pro Tag abgewickelt werden.

Die Registrierung erfolgt an Ort und Stelle, es ist nur ein Ausweis mitzubringen. Die Station hat bis zum Freitag, 21. August, täglich von 6.00 bis 21.00 Uhr geöffnet. Ob es die Einrichtung auch darüber hinaus geben wird, ist noch offen: "Das kann man noch nicht sagen", hieß es auf APA-Nachfrage beim zuständigen medizinischen Krisenstab der Stadt.

Ein wichtiger Hinweis: Wer Krankheitssymptome verspürt, der soll die Testmöglichkeiten beim Drive-In und beim Walk-In nicht in Anspruch nehmen, sondern 1450 wählen.

Erstmals kommt beim Drive-In und beim Walk-In der in Wien entwickelte Covid-19-Test via Gurgeln zum Einsatz. Wichtig ist zu wissen, dass bei dieser Testart vor dem Termin zwei Stunden lang nichts gegessen werden darf. "Hier wollen wir die Erfahrungen für den Einsatz in Kindergärten und Schulen im Herbst mitnehmen", sagte Gesundheitsstadtrat Hacker.

Mehr als 800.000 polizeiliche Kontrollen seit Anfang August

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) forderte in diesem Zusammenhang mehr Gesundheitspersonal an den Grenzen, um die Kontrollen von heim- bzw. durchreisenden Urlaubern effizienter gestalten zu können. "Die Polizei kontrolliert derzeit deutlich mehr als die Gesundheitsbehörden", betonte Nehammer am Samstag.

Seit Anfang August 2020 habe man mehr als 800.000 polizeiliche Kontrollen an den Grenzen und im grenznahen Hinterland vorgenommen. Davon wurden etwa 650.000 gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden abgewickelt. "Etwa 150.000 Kontrollen mussten aber ohne Beteiligung der Gesundheitsbehörden vorgenommen werden", bedauerte Nehammer. Die Gesundheitsbehörden müssten "ihren Personaleinsatz sofort erhöhen, um effiziente und gemeinsame Kontrollen sicherzustellen".

Neues Testprogramm für Urlauber

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte ein neues Testprogramm für Urlauber an, die zwischen 7. und 17. August - dem Zeitpunkt des Inkrafttretens der Reisewarnung - aus Kroatien zurückgekehrt sind bzw. zurückkehren.

"Wir wollen mit diesem freiwilligen Screening-Programm detailliert kontrollieren, wie hoch die Infektionsrate bei Reiserückkehrern aus Kroatien in den vergangenen Tagen vor den neuen verschärften Einreisebestimmungen tatsächlich war und ist und zusätzlich zu den bereits positiv getesteten Reiserückkehrenden aus Kroatien auch möglichst viele Rückkehrer ohne Symptome testen", gab Anschober am Samstagnachmittag bekannt. Damit wolle man "die Dunkelziffer möglichst klein halten und genaue Informationen über das tatsächliche Infektionsgeschehen erhalten".

Gratistestung über die Corona-Hotline 1450 

Ab Montag ist es für die gesamte kommende Woche für die betroffenen Kroatien-Heimkehrer möglich, sich bei der Corona-Hotline 1450 zu melden und - auch bei Vorliegen keiner Symptome - eine Gratistestung zu erhalten. "Da es sich hier um große zusätzliche Testmengen handeln wird, ist nicht auszuschließen, dass das Ergebnis in Einzelfällen nicht innerhalb der vorgegebenen 48 Stunden vorliegen wird", ersuchte Anschober um Verständnis. Der Gesundheitsminister appellierte an alle Betroffenen, "diese Testmöglichkeit zu nützen und bis zum Vorliegen des Ergebnisses sich so zu verhalten, dass es im Infektionsfall zu keinen Ansteckungen kommen kann".

Grundsätzlich sollten alle Urlauber "die Grundregeln des Schutzes vor Corona" – Hygienemaßnahmen, Mindestabstand, Mund-Nasen-Schutz - in den Ferien jedenfalls immer dort beachten, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, bekräftigte Anschober.

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigte sich von den gesetzten Schritten nach einer Sitzung der Landesgesundheitsreferenten angetan. "Als Wiener Gesundheitsstadtrat begrüße ich ausdrücklich, dass nun erste Schritte gesetzt werden, um die Situation rund um die Reiserückkehrer zu stabilisieren", meinte er.

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(APA)

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