Libanon

Mord an Hariri: Die Spur der Attentäter führt zur Hisbollah

Erinnerung an das Mordopfer. Libanons Ex-Premier Rafik Hariri starb 2005 bei einem Sprengstoffanschlag.
Erinnerung an das Mordopfer. Libanons Ex-Premier Rafik Hariri starb 2005 bei einem Sprengstoffanschlag.REUTERS
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Ein Sondertribunal fällt am Dienstag das Urteil im Fall des 2005 ermordeten libanesischen Ex-Premiers Rafik Hariri. Die Schiiten-Miliz Hisbollah könnte dadurch weiter unter Druck geraten.

Ohne die Jahrhundert-Tragödie von Beirut hätte das Urteil des „Sondertribunals für den Libanon“ (STL) wahrscheinlich nur ein Achselzucken ausgelöst. 15 Jahre ist es her, seit der Milliardär und langjährige Ministerpräsident Rafik Hariri durch eine Lastwagenbombe getötet wurde, der spektakulärste politische Mord in der Geschichte des Zedernstaats. Jetzt jedoch bekommt das Urteil, das am Dienstag nach sechs Jahren Prozess verkündet werden soll, plötzlich hohe Brisanz. Denn angeklagt in Den Haag waren vier Mitglieder der Schiiten-Miliz Hisbollah. Alle sind untergetaucht, niemand ist bis heute gefasst.

„Wir machen uns keine Gedanken um das STL. Wir werden das Urteil ignorieren, als wäre es nie verkündet worden“, polterte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in seiner ersten Fernsehansprache nach der Megaexplosion. Er warnte davor, das Tribunal zu benutzen, „um die Hisbollah ins Visier zu nehmen“. An seine Anhänger appellierte er, ihre Wut zunächst zu zügeln, „die wir eines Tages noch brauchen werden“.
Diese schrillen Töne zeigen, wie sehr sich die Hisbollah nach der Hafen-Katastrophe im eigenen Land und international unter Druck fühlt. Die schiitische Miliz, die einen politischen und militärischen Arm hat, ist einer der Eckpfeiler in dem korrupten politisch-konfessionellen Proporzsystem, welches den Libanon in den wirtschaftlichen Ruin getrieben hat. Seit Jahrzehnten bilden Nasrallah und seine Anhänger einen Staat im Staate. Sie kommandieren eine Schattenarmee von 10.000 Kämpfern, haben ein Waffenarsenal von mehr als 100.000 Raketen und gehören damit zu den am stärksten bewaffneten Paramilitärs weltweit.

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