Hinter den Kulissen der Wiener Volksoper

Als "stille Beobachterin" bezeichnet sich die steirische Fotografin Jenni Koller. Sie hat Photographie & Graphik Design studiert und sich mit Arbeiten für Dior, Fendi oder Lena Hoschek in der Welt der Mode bereits einen Namen gemacht. Aber neben Mode-, Beauty- und diversen Werbeshootings richtet sie ihre Kamera gerne auf die Kunst.

Vor diesem Hintergrund kann man ihr neuestes Werk als Herzensprojekt bezeichnen. Im Bildband „Volksoper behind“ gibt sie Einblicke hinter die Kulissen der Wiener Volksoper. "Das Buch zeigt meine Backstagephotos aus 5 Jahren, 18 Produktionen", erzählt sie.

Dafür begleitete sie die Künstler der Wiener Volksoper auf und abseits der Bühne und hält intime Momente fest. „Das sind Einblicke, die man als Besucher eigentlich nicht bekommt. Den Prozess dahinter, die Nervosität der Darsteller oder noch die kleinen Änderungen am Kostüm“, erzählt sie im Gespräch mit der "Presse".
Auf diesem Bild zu sehen: Thomas Plüddemann und Chor in "Der Zigeunerbaron", 2020.

Musical-Star Drew Sarich: Kostümproben für "Wonderful Town", 2018.

Natascha Mair in "Coppelia", 2019: "Ich liebe es, in andere Rollen zu schlüpfen", wird sie im Buch zitiert ...

... Als Swanilda konnte ich meiner kindlichen Seite freien Lauf lassen und bei jeder Vorstellung unterschiedliche Emotionen einbringen."

Kostümproben für Pinocchio, 2017.

Lars Woldt - zumindest seine Schuhe. In Zar & Zimmermann spielt er 2018 Bürgermeister van Bett. "Als van Bett spiele ich einen von Amtspflicht aufgeblasenen Bürgermeister; eine - im wahrsten Sinne des Wortes - gewichtige, aber für mich persönlich auch wichtige Rolle: In ihr habe ich vor langen Jahren an der Volksoper debütiert und nun bin ich in dieser Rolle an die Volksoper zurückgekehrt."

Ebenfalls eine Szene aus Zar & Zimmermann: Sevilay Bayö.

Anja-Nina Barhmann in "König Karotte", 2019.
Mit dem Bildband hat Jenni Koller ein Charity-Projekt ins Leben gerufen.

Denn 900 der insgesamt nur 1100 gedruckten Exemplare darf die Volksoper selbst verkaufen, der Erlös fließt in die Produktionen oder geht an die Darsteller.
Gregory Pawek, Bettina-Maria Shilov und Verena Kollruss in "Der Zigeunerbaron", 2020.

200 Stück behielt Koller für sich - etwa um die Materialkosten zu finanzieren, die noch übrig blieben. Denn bei der Produktion und Entstehung wurde sie von Sponsoren unterstützt, erzählt sie dankbar, wie der Druckerei Schmidbauer, der Papierfirma Berberich oder dem Buchbinder Papyrus. Sie zeigten sich sofort begeistert vom Vorhaben der jungen Fotografin.
Marco Di Sapia, König Karotte, 2019.

Die Idee kam ihr zu Beginn der Corona-Pandemie, die die gesamte Kulturszene hart getroffen hat. "Als der Lockdown verhängt wurde und ich plötzlich von 100 Prozent auf quasi null war, kam mir sofort die Idee, mich endlich einem Buch zu widmen", erzählt sie. "Zusätzlich hörte ich täglich in den Medien, dass die Spielstätten komplett schließen müssen, auch die Proben wurden eingestellt und Schauspieler waren plötzlich arbeitslos. Da ich 5 Jahre und 18 Produktionen Backstage fotografierte, war natürlich sofort das passende Thema für mein Buch geboren."
Ruth Brauer-Kvam und Kit Kat Girls and Boys in "Cabaret", 2019.

Auf einen Schlag konnte sie so ihr erstes Buch veröffentlichen und gleichzeitig etwas Gutes tun - nämlich die Volksoper unterstützen.
Jolanda Klaus Pinocchio, 2017

"Wenn ich jetzt mein Buch durchblättere, denke ich schon an die nächsten Produktionen, die ich dankenswerterweise wieder Backstage begleiten darf", freut sich Koller. "Denn jedes Stück ist auf seine Weise besonders und ich hoffe, dass ich mich noch lange zur Volksopernfamilie zählen darf."

Rudi Nemeczek schreibt über ihren Bildband: "Freunde der Volksoper und der Photokunst erwarten originelle, einfühlsame Momentaufnahmen von großen Bühnen-Stars, eingefangen von einer jungen und trotzdem schon großen Photo-Künstlerin".

50 Ausgaben davon mit Signatur und Widmung sind derzeit noch direkt bei der Fotografin zu erstehen.