Corona-Maßnahmen

"Der Ballermann ist einfach der beste Freund des Coronavirus"

Strand von Arenal mit Balneario 5
Strand von Arenal mit Balneario 5imago images/Hans Blossey
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Ab Montag gilt eine Reisewarnung für die Balearen. Wer früher zurückkehrt, kann sich gratis testen lassen. Die Grenzkontrollen werden intensiviert: 500 Polizisten und 800 Soldaten treten in Corona-Dienst ein.

„Wir sind bisher ganz gut durch den Sommer gekommen.“ Mit diesem Satz begann Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am späten Dienstagnachmittag eine kurzfristig angesetzte Pressekonferenz, die er gemeinsam mit Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) abhielt. Der Grund: Verschärfungen der Corona-Maßnahmen.

Denn: „In vielen Ländern steigen die Infektionszahlen recht deutlich, auch in Österreich sind sie in den vergangenen Tagen massiv gestiegen“, sagte der Kanzler. Wenn man sich die Zahlen der Neuinfektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 ansehe, dann stelle man fest, dass „die größte Gruppe die Gruppe der Reiserückkehrer“ ist. Konkret: „Viele, die vom Urlaub nach Österreich zurückkehren, haben sich im Urlaub leider mit Corona infiziert - oftmals sind es sehr junge Menschen, die in vielen Fällen asymptomatisch sind“, so der Kanzler. Konkret: „Sie bemerken ihre Erkrankung gar nicht“, könnten andere aber dennoch anstecken. 

Neue Reisewarnung, „intensivierte“ Grenzkontrollen

Um hier gegenzusteuern habe man sich entschieden, eine weitere Reisewarnung auszugeben: Nachdem seit Montag eine solche für Kroatien gelte, wird ab kommenden Montag eine für die Balearen verhängt - die „Presse“ berichtete bereits vorab. Das bedeutet, „dass alle, die dort sind, ihren Urlaub noch fortsetzen können“, so Kurz. Aber: „Wer nach Montag zurückkehrt ist verpflichtet, sich testen zu lassen oder 14 Tage in Quarantäne zu gehen." Jene, die vor Montag zurückkehren, haben die Möglichkeit, sich „direkt an den österreichischen Flughäfen gratis testen zu lassen“.

Überdies sollen die Grenzkontrollen „intensiviert“ werden, kündigte der Regierungschef an. 500 weitere Polizisten sollen dafür zur Verfügung gestellt werden sowie 800 Soldaten, um die Gesundheitschecks durchführen zu können und zu verhindern, dass das Virus „importiert“ werde.

Vor allem aber, schloss sich Anschober dem Gesagten an, müsse jeder einzelne Verantwortung übernehmen. Ja, man erlebe derzeit „im Wesentlichen die Situation, die wir für den Sommer erwartet haben“, nämlich regionale Cluster. Das sei „nach zehn großen Öffnungsschritten plus Grenzöffnungen plus einem Comeback des Tourismus“ und damit einer „Vervielfachung des Verkehrs und der Kontakte“ nicht verwunderlich. Sehr wohl verwunderlich sei für ihn aber die oftmals gelebte Sorglosigkeit: „Der Ballermann ist einfach der beste Freund des Coronavirus“, warnt er. Je mehr man feiere und vergesse, in welch besonderer Situation man sich befinde, desto höher sei das Risiko, sich zu infizieren.

Freilich: Jeder dürfe und solle sich über den Sommer und den Urlaub freuen, aber, man müsse dabei achtsam und gewissenhaft bleiben, appellierte Anschober, sich möglichst nicht an „Strandpartys“ zu beteiligen. Auch für Nehammer ist eine gewisse „Sehnsucht nach dem Meer“ und nach Besuchen im Ausland „nachvollziehbar“. Leider gehe das aber mit neuen Infektionen mit dem Coronavirus einher, warb er dafür, doch lieber im Land zu bleiben: „Es ist lebenswert und urlaubswert die Zeit in Österreich zu verbringen.“ 

Zu den Grenzkontrollen präzisierte der Innenminister: Man arbeite aktuell daran, die Kontrollen in Richtung Kärnten und Tirol zu verstärken. Die dort eingesetzten Beamten könnten jeden, der sich in der Nähe der Grenze befinde, auffordern, persönliche Daten und Urlaubsinformationen preiszugeben und ein Testergebnis vorzuweisen. In Quarantäne befänden sich momentan übrigens mehr als 20.000 Menschen. Hier sei die Polizei bereit, den Kontrolldruck aufrechtzuerhalten. Und kontrolliert sowie sanktioniert werde streng: Wer die Quarantäne nicht einhalte, müsse mit empfindlichen Strafen rechnen.

Präsidentschaftskandidat Anschober?

Detail am Rande: Anschober wurde im Verlauf der Pressekonferenz auch die Frage gestellt, ob er sich eine - am Montag von FPÖ-Chef Norbert Hofer im Rahmen des ORF-„Sommergesprächs“ ins Spiel gebrachte - Kandidatur bei der nächsten Bundespräsidentenwahl vorstellen könne. Der Gesundheitsminister reagierte amüsiert: Er habe aktuell Wichtigeres zu tun, als sich mit Fragen zu beschäftigen, „die sich derzeit nicht stellen“. Seiner Ansicht nach habe Österreich mit Alexander Van der Bellen, für den er auch wahlgekämpft habe, ein Staatsoberhaupt, mit dem es „gut fährt“, weshalb er sich dessen neuerliche Kandidatur wünsche.

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