Rabbi Marc Schneier berät Entscheidungsträger in den Golfstaaten. Er geht davon aus, dass Israels Deal mit den Emiraten einen Dominoeffekt auslöst. Die Abwanderung des Abdullah-Zentrums aus Österreich sieht er als Verlust für Wien.
Die Presse: Die Vereinigten Arabischen Emirate erkennen als erster Golfstaat Israel an. Wie war das möglich?
Marc Schneier: Ohne Spannungen gibt es keine Deals. Es gab drei wichtige Faktoren, die diese Spannungen verursacht und schließlich das Abkommen ermöglicht haben. Erstens: die Covid-19-Pandemie. Ich habe von Verantwortlichen am Golf gehört: Mit unseren Ressourcen und Israels Technologie könnten wir gemeinsam eine Behandlung für Covid-19 finden. Zweitens: die Kontroverse rund um Pläne der israelischen Regierung, Teile des Westjordanlandes zu annektieren. Vor einem Monat hat mein guter Freund, der Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in den USA, Yousef Al-Otaiba, in einem Gastkommentar für die israelische Zeitung „Yedioth Ahronoth“ geschrieben: „Setzt die Annexion aus!“ Der dritte Faktor ist die Bedrohung Israels und der Golfstaaten durch den Iran.