Interview

Avocadostore-Chefin Sewalski: "Der Earth Overshoot Day ist ein trauriger Tag"

(c) Markus Puettmann
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Am 22. August - heuer doch später als prognostiziert - hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres wiederherstellen kann. Ein Gespräch über einen nachhaltigen Lebensstil, der „kein Nachteil sein muss“.

Der Internationale Earth Overshoot Day, auch „Erdüberlastungstag“ oder „Welterschöpfungstag", ist der Tag, an dem die der Gesellschaft für ein Jahr zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen aufgebraucht sind. Er fällt in diesem Jahr auf den 22. August. Rund drei Wochen später, als vom Global Footprint Network für dieses Jahr ursprünglich ausgerechnet. Grund dürfte die Corona-Krise sein, die Teile des Lebens stillstehen ließ. Soziologin und Buchautorin Mimi Sewalski, die Deutschlands größten grünen Online-Marktplatz „Avocadostore" betreibt, im Gespräch darüber, wie dieser Tag noch weiter nach hinten verschoben werden könnte, indem Ressourcen eingespart werden. Auch dort, wo man es sich vielleicht nicht erwartet.

Die Presse: Sie haben ein Buch über den nachhaltigen Lebensstil geschrieben. Ist dieser negativ konnotiert?

Mimi Sewalski: Ich denke, viele Menschen haben das Gefühl, sie müssten nachhaltiger leben, empfinden das Thema also eher als anstrengend. Nachhaltigkeit verbindet man oft mit irgendeiner Art von Opfer, also, zum Beispiel bei Bekleidung, dass sie nicht stylish ist. Oder bei Nahrungsmitteln herrscht oft das Vorurteil, dass diese dann nicht so lecker sind. Mir geht es darum, zwei Tatsachen aufzuzeigen. Erstens: Nachhaltigkeit hat keine Nachteile. Es macht Spaß, grüne Alternativen aufzuzeigen, und auf dem grünen Markt hat sich so viel getan in den letzten Jahren, dass so manche nachhaltige Marke inzwischen eine Trendmarke ist. Zweitens: Ich würde dem Verbraucher gerne helfen, Orientierung zu erlangen. Was ist eigentlich nachhaltiger Konsum, wie kriege ich das hin, ohne dass es anstrengend ist?

Und wie kriege ich das hin? Sie betreiben ja selbst einen Online-Handel für nachhaltige Produkte. Konsum und Nachhaltigkeit, wie passt das zusammen?

Als wir Avocadostore gegründet haben, wollten wir eine Plattform schaffen, die es den vielen neuen, grünen Startups, Marken und Designern ermöglicht, ihre Zielgruppe zu erreichen. Wir haben gemerkt, dass viele Konsumenten, besonders bei Textilien, gerne auf nachhaltige Produkte zurückgreifen wollen, aber nicht wissen, wie. Auf Avocadostore findet man all diese Marken unter einer Adresse, sieht sofort, warum ein Produkt nachhaltig ist und kann bequem in einem Zahlungsvorgang bei mehreren Marken bestellen. Es gibt derzeit keine andere Adresse, wo man eine derartige Vielfalt über die verschiedensten Kategorien (Mode, Wohnen, Kinder, Kosmetik, Ernährung, Haushalt oder Yoga) findet. Es geht uns aber auch darum, dem Konsumenten zu zeigen, wie bestimmte Produkte funktionieren, oder ihm Orientierung zu geben. Warum ist ein Rasierhobel nachhaltiger und was unterscheidet eine Ökojeans von einer herkömmlichen? Wie kann man Kleidung reparieren, anstatt sich was Neues zu kaufen? Wir machen dazu viel auf Instagram, Facebook und Pinterest und sind auch in starkem Austausch mit unserer Community.

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