Gastkommentar

Die Stadt Wien baut immer nur Kasteln!

Peter Kufner
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Der Umgang der Stadt Wien mit ihrem historischen Bauerbe ist völlig gefühllos. Ein paar Ideen, wie das zu ändern wäre.

Das Wien-Museum, einst von Oswald Haerdtl in den 1950ern charmelos errichtet, ist und bleibt ein rechteckiges Kastel, wird nun aber im Zuge der Sanierung um zwei Stockwerke erhöht. Auf ein gläsernes Stockwerk wird ein rechteckiger, dunkler, dicker Deckel gesetzt – sprich: ein massiger Klotz, der bei einem Architekturwettbewerb ausgewählt wurde.
Nahezu alle übrigen Projekte hatten originellere Formen, aber Wien baut, wenn „modern“ – mit Ausnahme von Helmut Zilks Haas-Haus am Stephansplatz – immer nur Kasteln! Auch der daneben befindliche, durch Grüngestrüpp davor nicht wirklich verdeckte, ebenso hässliche Zürich-Versicherungsbau soll aufgestockt werden – obwohl das Vorhaben noch umstritten ist! Jedenfalls sind beide Gebäude Sünden wider die Eleganz dieses historischen Platzes, der schon durch den U-Bahnbau einen Damm gegen die Innenstadt erhielt.

Warum gelingt es anderen, kleineren, weniger wohlhabenden Städten wie Graz und Linz, zeitgemäße, architektonisch interessante, im besten Sinn herausragende Akzente in den Grenzen oder Sichtachsen des historischen Stadtkerns zu etablieren – und Wien nicht? Der bereits erwähnte Bürgermeister Helmut Zilk hat wenigstens mit dem Haas-Haus am Stephansplatz einen interessanten Akzent gesetzt. Doch schon bei der für Wien und Budapest 1985, dann 1986 geplanten, den Eisernen Vorhang überspringenden internationalen Weltausstellung hat ihn die Courage verlassen, indem er mutwillig eine Volksbefragung zu diesem Projekt ansetzte, die ein eindeutiges „Nein“ ergab.

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Mit diesem Vorhaben starb auch ein für Wien herausragendes Projekt, nämlich die Innenstadt und das Belvedere mit einem Burg-Schlösser-Dreieck zu einem wunderbaren Ganzen zusammenzufügen. Dieses sollte aus Schönbrunn, der Burg am Leopoldsberg und Schloss Neugebäude bestehen. Die beiden letztgenannten Objekte hätten rekonstruiert und revitalisiert werden müssen. Vergebens, seither sind sie weiter in einem für diese Stadt mit kulturell großartiger Vergangenheit unwürdigen Zustand, und werden, besonders Schloss Neugebäude, für heurigenartige Veranstaltungen als Kulisse missbraucht.

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