Konzertkritik

Salzburger Festspiele: Wonne der Wehmut in Beethovens Liedern

Bariton Matthias Goerne, Pianist Jan Lisiecki.
Bariton Matthias Goerne, Pianist Jan Lisiecki.(c) ©MarcoBorrelliwww.marcoborrelli.com
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Bariton Matthias Goerne konnte im Haus für Mozart sein Talent für expressive Gestaltung ebenso ausspielen wie seine kultivierte Stimmführung. Jan Lisiecki begleitete ihn einfühlsam.

Beethoven habe bei all seinem Genie zu wenig Verständnis für die Singstimme gehabt – diese Meinung ist weit verbreitet, manche halten seine Lieder gar für kaum bis wenig kantabel. Den Gegenbeweis traten Matthias Goerne und Jan Lisiecki bei ihrem Festspielkonzert an. Sie zeigten, dass das Lied-Œuvre Beethovens großen Reiz hat, wenngleich es von herber Schönheit und kompositorisch komplex ist. Umso besser passt es zu Goerne, der hier und auf der im Frühling erschienenen CD mit Beethovens Liedern sein Talent für expressive Gestaltung ebenso ausspielen kann wie seine kultivierte Stimmführung und seine Vielseitigkeit.

Im Haus für Mozart hatte man dennoch das Gefühl, dass der Bariton erst in die Gänge kommen musste, „Lied aus der Ferne“ brachte ihn, was die Verständlichkeit des Textes anbelangte, an seine Grenzen. Umso mehr gefiel sein weiches, dunkel getöntes Timbre, als er am Ende dieses Liedes „Ja, die Göttin sei du“ sang. Ausgewogener waren „Maigesang“, „Der Liebende“ und die „Sechs Lieder“ nach Gedichten von Gellert. Nun punktete Goerne mit vollem Klang in der Mittellage und schönen Übergängen zur Höhe, an den entscheidenden Stellen wusste er dick aufzutragen oder sich vornehm zurückzunehmen, beides technisch gekonnt.

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