Libyen ist eine gescheiterter Staat. Zahlreiche Flüchtlinge versuchen über das Bürgerkriegsland in die Europäische Union zu gelangen.
Ex-Wirecard-Chef

Was Marsalek mit Öster­reichern für Libyen plante

Ex-Wirecard-Chef Jan Marsalek wollte in Libyen mitmischen. Dafür zog er einen ÖVP-nahen Berater, einen Offizier und einen Flüchtlingsexperten heran.

Wien. Auch Milliardäre wie Ex-Wirecard-Chef Jan Marsalek prellen die Zeche. Das ist die bittere Erkenntnis eines ÖVP-nahen Beraters, eines österreichischen Offiziers und eines international renommierten Flüchtlingsexperten, die im Frühjahr 2018 in Marsaleks Stadtbüro in einer Münchner Villa sitzen. Die Stimmung ist frostig, denn Marsalek hat Geldzusagen bisher nicht gehalten. Auch von den gemeinsamen Plänen will er plötzlich nichts mehr wissen: dem Wiederaufbau Libyens. Das Vorhaben ist nun ein Fall für die Staatsanwaltschaft.

Der grüne Abgeordnete David Stögmüller hat eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Dossiers zu Wirecard werden derzeit Politikern wie Medien zugespielt. So berichtete die „Financial Times“ vor Wochen über Marsaleks Plan von privaten Grenzschutztruppen in Libyen. Über finanzielle Zusagen des österreichischen Innen- und Verteidigungsministeriums unter blauer Führung. Diese wiederum bestreiten das. Geldzusagen seien nie gemacht worden, sagt etwa das Verteidigungsressort. Allerdings sind Akten auch nicht mehr auffindbar. „Presse“ und „Standard“ begaben sich zusammen auf eine Spurensuche, um die verworrene Geschichte zu rekonstruieren.

Die Saga beginnt im Jahr 2014, als ein ÖVP-naher Berater Jan Marsalek in Wien kennenlernt. Marsalek war damals kein weltweit gesuchter mutmaßlicher Verbrecher, sondern Vorstand eines international erfolgreichen Konzerns. Und so hofft auch der Berater, ein gemeinsames Projekt umsetzen zu können. Die Chance kommt im Sommer 2017. Marsalek erzählt von seiner Idee, etwas zum Wiederaufbau in Libyen beitragen zu wollen. Marsalek hat dort geschäftliche Interessen. Neben einer Zementfabrik besitzt er eine Ölbohrinsel - Wirecard soll in Libyen sehr aktiv gewesen sein. Marsalek bittet den Berater, in Österreich Partner für sein Vorhaben zu finden. Dieser holt daraufhin einen international renommierten Flüchtlingsexperten ins Boot, stellt die beiden einander im Sommer 2017 im Edelbistro Käfer in München vor.

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