Morgenglosse

Ein Parteitag, der wenig bringt

Der virtuelle Konvent der US-Demokraten ist gut inszeniert, Barack Obama und Kamala Harris lieferten souveräne Reden. Auf das Resultat im November wird sich die Veranstaltung nicht auswirken.

Barack Obama ist ein begnadeter Redner — ob man seine Politik nun gutheißt oder nicht. Der Ex-Präsident lieferte einmal mehr, fehlerfrei setzte er zum Rundumschlag gegen Donald Trump an. Dessen Regierung würde im Falle einer Wiederwahl “unsere Demokratie zerstören, um eigene Interessen durchzusetzen”, sagte er im Zuge des virtuellen Parteitags der Demokraten. Auch Kamala Harris sollte nicht enttäuschen, ihr Auftritt wirkte souverän.

Ob Obamas Behauptung stimmt sei dahingestellt, jedenfalls Recht hatte er mit einer anderen Aussage: “Die meisten Amerikaner haben sich ohnehin bereits entschieden.” In der Tat wird die Veranstaltung der Demokraten am Wahlausgang nichts ändern. Die Einschaltziffern sind schwach, nichts kann ein volles Stadion ersetzen. Angesehen haben sich den Parteitag, der gut inszeniert, zeitweise aber etwas langweilig ist, vor allem jene Amerikaner, die Joe Biden ihre Stimme geben werden.

Nicht nur für die meisten Wähler ist die Entscheidung gefallen, auch die wichtigsten TV-Sender haben sich positioniert. Fox News zeigte etwa die Rede von Hillary Clinton nicht und interviewte stattdessen Eric Trump, den Sohn des Präsidenten. CNN wiederum verzichtet auf die Corona-Briefings des Präsidenten, überträgt dafür die viertägige Werbeeinschaltung der Demokraten ohne Unterbrechung — und hängt gleich noch eine Dokumentation über “die Empathie Joe Bidens” an.

Auf das Resultat am 3. November wird sich der demokratische Parteitag ebensowenig wie jener der Republikaner nächste Woche auswirken. Die Konjunkturzahlen für das dritte Quartal, die fünf Tage vor der Wahl präsentiert werden, sind da schon entscheidender. Und ob Trump vor dem Urnengang eine Coronaimpfung präsentieren kann, wird eher den Ausschlag geben als irgendein Parteitag.

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