Nach dem Zusammenbruch des Aktivisten verstrickten sich Ärzte in widersprüchliche Aussagen. Nawalnys Transfer nach Deutschland wird nun doch gestattet.
Moskau/Omsk. „Ich bin überzeugt, dass Alexej Nawalny qualifizierte ärztliche Hilfe in Deutschland benötigt.“ Mit diesen Worten wendet sich Julia Nawalnaja, die Ehefrau Nawalnys, an den russischen Präsidenten, Wladimir Putin. „Alle Möglichkeiten zum sofortigen Transport Alexejs unter der Aufsicht der besten Ärzte“ stünden bereit, heißt es in dem Brief, der in sozialen Medien veröffentlicht wurde. Nawalnaja ruft den Kreml-Chef auf, den Krankentransport ihres Mannes in die Berliner Charité zu ermöglichen. Ein Sanitätsflugzeug einer privaten Hilfsorganisation war in den frühen Morgenstunden in Omsk angekommen. Deutsche Ärzte befanden sich an Bord der Maschine.
Wenn jemand in Russland einen Appell an den Präsidenten schreibt, dann hat das eine große Symbolkraft. Es ist das letzte Aufgebot. Es bedeutet, dass die Lage hoffnungslos ist. Dass nur der mächtige Mann im Kreml etwas daran ändern könnte.
Eine absolute Notsituation hat Nawalnaja zu diesem Schritt bewogen. Ihr Mann hat Putin nie um etwas gebeten. Im Gegenteil: Er hat ihn stets zum Rücktritt aufgefordert. Der Oppositionspolitiker ist der schärfste Kritiker des Kreml-Chefs in Russland. Er betrachtet Putin als Kopf eines kleptokratischen Regimes, verhöhnt ihn als „Dieb“. Seine Frau bittet nun um Gnade. Putin möge ein Signal senden: den schwer kranken, im Koma liegenden 44-Jährigen zu entlassen, freizulassen.