Viele Mythen um die Pille werden heute richtiggestellt.
Verhütung

Als die Pille ein „heißes Eisen“ war

Vor 60 Jahren kam die Pille auf den Markt. Durchaus eine Revolution, aber die gesellschaftlichen Implikationen wurden damals falsch eingeschätzt und werden erst heute klar.

Die Hormonforschung zum Thema Empfängnisverhütung begann düster. In den USA wurde ab 1900 der Kampf um die „differenzielle Geburtenrate“ heftig geführt: Einwanderer vermehrten sich stark, die Geburtenrate unter den weißen Natives sank. Ein bedrohliches Szenario für die weiße Hegemonie. Man konnte die niedrigere Geburtenzahl erhöhen oder die hohe senken, also bestimmte Körper von der Fortpflanzung abhalten. Eine antinatalistische Programmatik, die auch von der amerikanischen Frauenrechtlerin Margaret Sanger, einer überzeugten Eugenikerin, vertreten wurde. Die Insel Puerto Rico diente als lebenswissenschaftliches Laboratorium, hier wurde die Pille an Einheimischen getestet.

Derartige eugenische Argumente und Haltungen verloren nach den grausamen Experimenten der Nazis in den KZ an Legitimation. Dafür kamen neue Ängste: In der Nachkriegszeit sorgte man sich in unzähligen Publikationen um die Überbevölkerung in der Welt. Dass die Medizin zur Steigerung der Lebenserwartung beitrug, sah man als Bedrohung, vor allem im Hinblick auf die hohen Fortpflanzungsraten armer Bevölkerungsschichten. Die Überbevölkerung in den Entwicklungs- und Schwellenländern wurde als eine ähnlich große Bedrohung für Wohlstand und Frieden in der Welt gesehen wie die Atomwaffen. Es galt die Prämisse, dass die Fruchtbarkeit armer Menschen reduziert werden müsse.

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