Manager-Prämien bei der AUA sorgen im Coronasommer für Ärger. Sollen die variablen Gehaltsbestandteile für Führungskräfte stärker reglementiert werden? Oder ist die Debatte purer Populismus? Diskutieren Sie mit!
Für Menschen, die jetzt ohne Job dastehen, mag das nach einer vernachlässigbaren Meldung klingen. Aber auch Europas Top-Manager müssen infolge der Coronakrise mit deutlichen Gehaltseinbußen von rund 20 Prozent rechnen. 2019 lag das Durchschnittsgehalt der Vorstände von ATX-Unternehmen noch bei rund 1,9 Millionen Euro – und war damit 57 Mal so hoch wie das mittlere Einkommen (Medianwert) aller Beschäftigten in Österreich.
Nun verzichten viele Top-Manager auf Boni, die einen wesentlichen Bestandteil ihres Gehalts ausmachen. Manche aber auch nicht, zumindest nicht, bevor es einen veritablen Shitstorm gibt. Der Anlass: Die AUA erhält Staatshilfe, kündigte aber trotzdem an, Boni für das Vorjahr auszuzahlen. SPÖ und Gewerkschaften forderten prompt ein Verbot von Bonuszahlungen in allen Unternehmen, die Staatshilfe (oder Kurzarbeit) in Anspruch genommen haben. Und auch Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) übte scharfe Kritik. Nun erklärte der AUA-Vorstand, man werde die Prämien "freiwillig zurückzulegen".
»Auch höherrangige Mitarbeiter haben ein Recht darauf, dass ihre Verträge eingehalten werden.«
Oliver Pink
Der politische Aufschrei, der auf die AUA-Boni folgte, nennt Innenpolitik-Ressortleiter Oliver Pink in einem Leitartikel „Populismus“. Denn: „Boni waren eigentlich ein Gehaltsbestandteil. Für das Jahr 2019. Hat also mit Corona nicht wirklich etwas zu tun." Und weiter: „Auch höherrangige Mitarbeiter haben ein Recht darauf, dass ihre Verträge eingehalten werden. Es wurde diesbezüglich eine zu erbringende Leistung vereinbart."
Die Frage ist freilich auch, wie diese Leistung gemessen werden kann? „Einfache Boni und Optionen, deren Werte mit den Börsenkursen steigen, schaffen leistungsunabhängige Einkommen“, kritisiert etwa der Ökonom Christian Keuschnigg lange vor Corona in einem Gastkommentar. Es liege auch an den Aufsichtsräten, variablen Gehaltsbestandteile so zu wählen, dass sie Leistung und nicht Glück belohnen, schreibt Keuschnigg. Spitzengehälter an sich sind für ihn aber kein Problem. Knappe Talente hätten eben auch einen hohen Preis, genauso wie in Sport und Kultur.
Allerdings zeigen Studien, dass auch viele schlechte Manager Boni kassieren. Wäre das vermeidbar?
(sk)
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