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Ibiza-Video: Transkript-Passagen zum Ringen um das Wasser

Archivbild: Strache bei der Vorstellung seiner Liste für die Wien-Wahl.
Archivbild: Strache bei der Vorstellung seiner Liste für die Wien-Wahl.(c) ALEX HALADA / picturedesk.com (ALEX HALADA)
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Das von den Behörden ausgearbeitete Transkript des Ibiza-Videos liefert nun auszugsweise genauere Einblicke in die seinerzeitigen Vorhaben von Heinz-Christian Strache. Punktuell enthalten die Passagen auch Entlastendes. Und Vulgäres.

Heinz-Christian Strache hat immer wieder betont, die veröffentlichten Passagen des Ibiza-Videos würden nur einen verzerrenden Ausschnitt des insgesamt Gesagten widerspiegeln. Von Bestechung oder Bestechlichkeit könne keine Rede sein.

Teile des Transkripts des Videos, welche von der Korruptionsstaatsanwaltschaft bzw. von der Soko Ibiza verfasst worden sind und die der „Presse“ vorliegen, vermitteln einen differenzierten Eindruck. So heißt es etwa zum Thema „Wasser-Privatisierung“ ein wenig verwirrend: „Unsere Idee war, unsere Idee war - und das ist das, wir wollen das österreichische Wasser nicht privatisieren. Sondern wir wollen eine Struktur schaffen, wo wir das Wasser verkaufen als Trinkwasser."

An dieser Stelle hilft der damalige FPÖ-Klubomann Johann Gudenus an jenem folgenreichen Abend in einer Finca auf Ibiza im Sommer 2017 aus: „Damit man die Schulden tilgen kann.“

Strache sagt darauf - im Beisein des weiblichen Lockvogels, also jener Frau, die sich als steinreiche Oligarchennichte ausgibt: „Wo der Staat eine Einnahme hat und derjenige, der das betreibt, genauso eine Einnahme hat.“ Und: „So und da kann man dann diskutieren. Das muss verkaufbar sein. Der Staat nimmt jährlich mit einem Produzenten, der das macht und verkauft und das Management macht, das und das ein. Und da ist halt der Staat mit so und so viel Prozent beteiligt. Ja? Das macht Sinn."

Ein Ausschnitt aus dem der "Presse" vorliegenden Transkript (Faksimile).
Ein Ausschnitt aus dem der "Presse" vorliegenden Transkript (Faksimile).Die Presse

Davor ist es zu diesem Dialog gekommen: Gudenus erklärt, es gehe „um den Verkauf des Wassers und nicht des Eigentums“. Und: „Da gehts um Lizenzen, um die Arbeit und hin und her.“

Strache meint: „Schau, das ist vorstellbar. Aber eben immer nur unter der Bedingung, weil das ist genau das, wo die Österreicher besonders allergisch sind."

Strache-Anwalt: Angebote „konsequent abgelehnt“

An anderer Stelle ist von einer konkreten Geldspritze die Rede, welche die vermeintliche Oligarchin in Aussicht stellt. Mit dieser Summe, 270 Millionen Euro, will offenbar der ebenfalls in der Finca anwesende Sicherheitsmann ("Detektiv") JH den beiden (damaligen) FPÖ-Politikern den Mund wässrig machen. Zur Erinnerung: JH hatte den Lockvogel engagiert, das Haus war mit Minikameras gespickt, was gesprochen wurde, wurde in Bild und Ton aufgezeichnet. Später stellte sich allerdings heraus, dass etliche Passagen schwer verständlich sind.

Zurück zu JH. Er stößt sich daran, dass Strache und Gudenus bei bestimmten Vorhaben doch immer wieder auf die Bremse treten. So sagt JH etwa: „Ich versteh' Eure Position, aber für sie (für den Lockvogel, Anm.) ist es schwer verständlich, dass sie sich quasi vorwagt in den legalen ... in den Raum, ohne, dass ... und sie bekommt zurück ... innerhalb bla bla bla ... wir schauen ... wir machen, etc (...)."

Gudenus verweist auf die bevorstehende Nationalratswahl. JH bleibt hartnäckig: „Schau, sie will hören: Ich bring 270 Millionen - innerhalb von so und so viel Zeitraum bekomme ich das zurück und ihr bekommt's das."

Darauf Strache kühl: „Ja, aber das spielt's nicht."

Gudenus verweist auf „legale Projekte“ - und JH meint: „Für sie ist es nicht verständlich, dass jemand der in der Politik ist, nicht bereit ist, gewisse Ausnahmen zu treffen."

Für Strache-Anwalt Johann Pauer zeigen diese Teile des Transkripts nun, dass Strache die Angebote des Lockvogels „konsequent abgelehnt“ habe. Pauer gab zu diesem Thema am Freitag eine Presseaussendung heraus. Darin geht er auf ausgesuchte Passagen des Transkripts ein.

Der Verteidiger sieht in der Konversation „objektiviert“, dass sich Strache nicht zu rechtswidrigen Handlungen verleiten habe lassen. Und er erinnert daran, dass sein Klient Strache (gegen den Ex-FPÖ-Chef läuft wegen „Ibiza“ ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und der Bestechung, er weist alle Vorwürfe zurück) an einer Stelle auch das gesagt hat: „No way, mach ich nicht, mach ich nicht und bei mir nur gerade Geschichten, das musst du ihr vermitteln, ganz gerade Geschichten, aber sie kann sich darauf verlassen."  

Derbe Töne der falschen Oligarchin

Insgesamt dokumentieren diese nun bekannt gewordenen Passagen des Finca-Abends, dass viel durcheinander geredet wurde, teils in rustikalem Ton. Immer wieder glitten die Gespräche in ein verbales Hin- und Hergezerre ab. Gesprochen wurde eine Mischung aus Deutsch, Englisch und Russisch. Gudenus betätigte sich, wie bekannt, als Russisch-Dolmetscher. Immer wieder sind Sätze gefallen, die auf den Mitschnitten unverständlich sind - obgleich die Macher des Videos die Bänder im Nachhinein in einem Tonstudio qualitativ verbessern ließen.

Die vermeintliche Oligarchin, sie nennt sich Alyona Makarowa, gibt sich phasenweise gar nicht ladylike. So tut sie an einer Stelle kund: „Ihr alle kommt aus Österreich. Ihr kommt von diesem Teil der Welt. Ich komme aus einem anderen. Ich habe ein anderes Verständnis. Ich möchte verstehen. Ich weiß . . .  Man kann mich mit irgendwelchen Versprechungen nicht verarschen. Ehrlich gesagt, es geht mir schon am Arsch . . . (dann folgt eine unverständliche Passage, Anm.) das kostet mich sehr viel Zeit."   

Zur Erklärung: Die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat offenbar weite Teile des Transkripts geschwärzt. Ebendieses wird demnächst den Ibiza-U-Ausschuss befassen.

So geht es im Ausschuss weiter: Die Ladungsliste für die Herbstsession sieht die Befragung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) am 9. September (13. Sitzung) vor. Auch Heidi Horten, oftmals als „Kaufhaus-Erbin“ tituliert, ist für diesen Tag geladen. Oder etwa Novomatic-Gründer Johann Graf. Das Ibiza-Video soll am 5. November erörtert werden.

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