Oh Gott, wo soll das hinführen: Corona entwertet die Insignien der Macht.
Sie glauben nach gewöhnlichem Medienkonsum vielleicht, die Jagd nach dem Corona-Impfstoff oder die ausstehende Umbenennung der zahlreichen Mohren-Apotheken gehörten zu den großen Herausforderungen der Menschheit. Aber dem ist nicht so: Die neuere Managementliteratur kennt Schlimmeres.
Zum Beispiel dieses: Corona krempelt nicht nur unser Leben völlig um, es ebnet auch Statusunterschiede auf geradezu basiskommunistische Weise radikal ein, wie die Online-Ausgabe des „Handelsblatts“ neulich konsterniert feststellte. Indem es etwa Statussymbole, die die Hackordnung im Unternehmen und auch außerhalb bisher ganz eindeutig festlegten, völlig entwertet. Das stürzt ausgerechnet Teile der Elite, die uns ja aus der Corona-Ödnis ziehen soll, in eine Sinnkrise.
»Bei der Zoom-Konferenz ist der Big Boss eben leider auch nur ein kleines Bildchen am oberen Rand des Bildschirms.«
Im chauffeurgelenkten S-Klasse-Benz zum Meeting vorfahren, als Letzter den Raum betreten, am Kopfende des Meetingtisches mit großer Geste Platz nehmen, die Patek Philippe unter der zurückgeschobenen Manschette hervorblitzen lassen, während man theatralisch den Montblanc-Füller aus dem Sakko des Maßanzugs hervorholt, funktioniert nicht mehr recht, seit Corona die Büros entleert hat. Bei der Zoom-Konferenz ist der Big Boss eben leider auch nur ein kleines Bildchen am oberen Rand des Bildschirms. Wie soll man da Autorität aufbauen beziehungsweise ausüben? Noch schlimmer: Seit Flugeinschränkungen und Videokonferenzen viele Dienstreisen obsolet machen, ist auch die teuer erflogene, superexklusive Top-Vielfliegerkarte, mit der man am Airport Eindruck schinden konnte, wertlos.