Leitartikel

Die Republikaner im Trump-Sumpf: Sie brauchen einen Plan B

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Die einstige Grand Old Party hat sich Donald Trump auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie sollte sich rechtzeitig auf die Post-Trump-Ära einstellen.

Tagelang dominierten die Demokraten bei ihrem virtuellen Parteitag die Nachrichten. Sie boten dabei ein Bild der Geschlossenheit und Entschlossenheit, vereint im Willen, den Präsidenten im November aus dem Amt zu jagen. Das konnte und wollte Donald Trump nicht auf sich sitzen lassen. Dass er ein Gentlemen's Agreement brach, das besagt, dem Gegner bei seinem Parteikonvent nicht die Show zu stehlen, wunderte niemanden. Und so reiste Trump in wahlentscheidende Swing States, um beim Gegenangriff aus allen Rohren zu feuern. „Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld“, lautete seine Kampfansage, als ginge es tatsächlich um einen Krieg.

Trump, Trump, Trump: Das ist nun auch die Devise beim Parteitag der Republikaner in der kommenden Woche, bei dem die Partei – im Gegensatz zu den Demokraten – völlig hinter ihrem Kandidaten verschwinden wird. Ivanka Trump, ihre Geschwister, die First Lady und wütende Anhänger des Präsidenten werden auf die Bühne treten. Viele moderate Republikaner aus dem Establishment scheuen indessen den Auftritt zugunsten eines Mannes, der ihnen längst peinlich ist. Er setzte manch traditionelle Werte und Stärken der Partei wie die Fiskaldisziplin oder die außenpolitische Expertise – die politischen Beziehungen zur Nato und den westlichen Verbündeten – aufs Spiel und suchte stattdessen die Nähe zu den Autokraten und Despoten. International manövrierte er die USA in die Isolation.

Generäle und Sicherheitspolitiker wandten sich ab. Einige Parteiführer wählten die innere Emigration, wie Paul Ryan, der Ex-Chef des Repräsentantenhauses. Andere halten sich bedeckt, wie die früheren Trump-Rivalen Marco Rubio und Ted Cruz, oder grummeln hinter vorgehaltener Hand. Nur Mitt Romney, ein Intimfeind und vehementer Kritiker, zeigte Zivilcourage, als er beim Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten stimmte. Dass der Bush-Clan den Mann im Weißen Haus verabscheut, ist ein offenes Geheimnis.

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