Covid-19

Coronavirus: Ampel für Wien könnte auf Gelb stehen

In Wien wird derzeit viel getestet.
In Wien wird derzeit viel getestet. (c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)
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Am 4. September geht die erste Ampelschaltung online. Was Gelb für Wien konkret bedeuten werde, führte Gesundheitsminister Anschober noch nicht aus. Er meint: "Im Herbst müssen wir uns wirklich wieder zusammenreißen“.

Die Corona-Ampel für die Stadt Wien könnte bei der ersten Schaltung am 4. September auf Gelb stehen. Das deutete Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in der "ZiB2" Freitagabend an. Wenig überraschen dürfte wohl seine Einschätzung, dass auch der Opernball durch Corona gefährdet ist. Die Nachtgastronomie wird laut Anschober jedenfalls noch lange nicht aufsperren dürfen.

Die Wiener Behörden würden "alles tun und ihr Bestes geben", um die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Davon werde abhängen, "ob es in Wien in Richtung Gelb geht, aber das ist kein Bashing", sagte Anschober. Die Ampel sei ein Präventionssystem, eine Risikoeinstufung. Die Corona-Kommission "wird am Freitag Vorschläge abgeben und denen fühle ich mich verpflichtet". Das Ministerium schaltet gemäß den Empfehlungen die Ampel. Was Gelb für Wien konkret bedeuten werde, sagte Anschober nicht: Für jede Farbe werde es entsprechende Maßnahmen geben. Es werde eine Art Automatismus geben. Wien bekommt eine Ampelfarbe für alle Bezirke. 

„Eineinhalb Jahre unsere Arbeitsgrundlage"

Ulrich Herzog, einer der beiden Leiter der Corona-Kommission vom Gesundheitsministerium, kündigte am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal"“, sagte, aus seiner Sicht werde die Corona-Ampel lange in Betrieb sein, sie werde "sicher ein Jahr, eineinhalb Jahre unsere Arbeitsgrundlage.“ Noch immer unklar sei aber, was die Ampelfarben dann bedeuten, dies werde gegenwärtig weiterhin ausgearbeitet, "rechtlich verbindlich oder nur Empfehlung" werde die zu klärende Frage sein. Steht die Ampel auf Grün, dann heiße das nicht automatisch, dass es keine Maßnahmen gebe, aufgrund der Tatsache der "neuen Normalität" sind hier ebenfalls Empfehlungen vorgesehen, es gelte ja die "zweite Welle" zu vermeiden.

Erste Ampelschaltung am 4. September

Die Corona-Ampel mit vier Farbstufen und daraus resultierenden Maßnahmen soll am Freitag, dem 4. September, unmittelbar vor Schulbeginn in Betrieb gehen.

Die Corona-Kommission aus 19 Experten war vor zwei Wochen erstmals zusammengetreten und arbeitet vorerst in einem internen Probebetrieb an der Ampel und daraus resultierenden Empfehlungen an die Politik. Die Funktion des rechtlich als "Paragraf-8-Kommission" definierten Gremiums ist jedoch ohnehin nur eine beratende, die Entscheidung über Maßnahmen wird am Ende immer die Politik treffen.

Schwieriger Herbst und Winter

Anschober bestätigte, dass ein schwieriger Herbst und Winter bevorstünden. "Indoor-Veranstaltungen werden schwierige. Ein Opernball oder Ballveranstaltungen bis in die Morgenstunden (...) werden sehr schwierig möglich sein", deutete Anschober mögliche Absagen von Veranstaltungen im Winter an. Man arbeite an Standards. Die Nachtgastronomie werde es auf jeden Fall länger nicht geben, kündigte der Minister an.

Er glaube, "dass Wintertourismus möglich sein wird, aber unter ganz spezifischen Rahmenbedingungen". Diese werden gerade vorbereitet. Es werde spezifische Regeln für Après-Ski geben. Anschober strebt hier überregionale Standards für den gesamten zentraleuropäischen Wintersport mit Italien, Frankreich und der Schweiz an, damit keiner einen Wettbewerbsnachteil habe.

Impfskepsis überdenken und zusammenreißen

"Im Herbst müssen wir uns wirklich wieder zusammenreißen", sagte Anschober in Anspielung auf seinen umstrittenen Tweet in Richtung feiernder Jugendliche, diese mögen sich "zusammenreißen und Verantwortung übernehmen". Anschober entschuldigte sich damit, dass mit ihm die Emotionen durchgegangen seien und man auf Twitter Botschaften verkürzt darstelle.

Und er appellierte an die Bevölkerung in Österreich, ihre Impfskepsis zu überdenken und sich in diesem Winter verstärkt gegen die Grippe impfen zu lassen. Die derzeitige Impfungsquote von acht bis neun Prozent sei "dramatisch gering", sagte Anschober und verwies darauf, dass heuer die Grippeimpfung für Kinder gratis sei und mittels Spray und nicht mit der Nadel verabreicht werde.

Zahlen für Samstag

In Österreich sind innerhalb von 24 Stunden genau 300 neue Infektionen mit dem Coronavirus registriert worden, 141 davon in Wien. Die Zahl der Todesfälle von Infizierten stieg um zwei Personen auf 732.

Die Neuinfektionen der vergangenen 24 Stunden nach Bundesländern: Burgenland: 4 Kärnten: 5 Niederösterreich: 23 Oberösterreich: 35 Salzburg: 12 Steiermark: 27 Tirol: 47 Vorarlberg: 6 Wien: 141

Kroatien-Screening ergab 279 Infizierte

Anschober meldete am Samstag außerdem den Abschluss der freiwilligen und kostenlosen Corona-Tests für Kroatienheimkehrer. Die bisher über 14.300 durchgeführten Tests ergaben 279 positive Ergebnisse. "In Summe ist das ein großer Erfolg", sagte der Gesundheitsminister. Betroffene konnten sich bis inklusive gestern, Freitag, nach vorherigem Kontakt bei der Gesundheitshotline 1450 testen lassen - Ausnahme war Wien, wo dies nicht notwendig ist.

Zu den 300 am Samstag vermeldeten Neuinfektionen in Österreich sagte der Anschober, dass diese Zahl weiter zu hoch sei. Die vielen kleinen regionalen Cluster seien im Bereich Familien und von privaten Festen festgestellt worden, viele Infektionsfälle bei sehr jungen Menschen und bei rückgekehrten Urlaubern seien Hauptursache. "Wir unternehmen alles, um diese Zahlen schrittweise wieder zu verringern." Für Rückkehrende von den Balearen hat das Screening ebenfalls bereits begonnen - das Angebot des Gratis-Tests gilt bis inklusive 28. August.

(APA)

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