Fünf Jahre nach dem großen Ansturm haben viele Flüchtlinge Arbeit gefunden. Doch die Jobs sind oft prekär und schlecht bezahlt. Die Coronakrise hat die Bilanz verhagelt.
Als sich im Sommer 2015 am Wiener Westbahnhof Helfer und Flüchtlinge tummelten, war die Frage nach der Zukunft zweitrangig. Aber bald war klar: Viele der Geflüchteten werden in Österreich bleiben. Und viele werden Arbeit suchen. Eine „Herkulesaufgabe“ nannte Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Er berief sich damals auf internationale Studien, laut denen nach fünf Jahren 50 Prozent der Asylberechtigten einen Job haben. Aktuelle Zahlen legen nahe, dass diese Übung gelungen wäre – wäre nicht das Coronavirus hineingeplatzt.
„Die Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten hat sich sehr positiv entwickelt“, bilanziert Marius Wilk vom AMS. Das AMS teilt Flüchtlinge in Gruppen und untersucht regelmäßig ihren Arbeitsmarkterfolg. Schutzsuchende dürfen in Österreich – mit wenigen Ausnahmen – erst arbeiten, wenn ihnen Asyl oder subsidiärer Schutz gewährt wurde. Deshalb kommen sie mit Verzögerung beim AMS an. Ende Juli 2020 waren 33.966 anerkannte Flüchtlinge beim AMS gemeldet, davon waren 8155 in einer Schulung. Mit 12.974 Personen stammen die meisten vom AMS betreuten Flüchtlinge aus Syrien, gefolgt von Afghanen, Irakern, Iranern und Russen. Bis jetzt lässt sich sagen: Die Prognosen sind ziemlich genau eingetroffen. Im November hatten 47 Prozent jener Flüchtlinge, die sich 2015 und 2016 in Österreich arbeitslos gemeldet haben, einen Job. Aber heuer ging es abwärts. „In der ersten Jahreshälfte sind relativ viele arbeitslos geworden“, sagt Wilk. Was zur Folge hat, dass zuletzt nur noch 38 Prozent aus besagter Gruppe Arbeit hatten.
Ähnlich sieht es in Deutschland aus: Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung befragten Flüchtlinge 2016 zu ihrer Jobsituation. Zwei Jahre später zeigte sich, dass mehr als 40 Prozent aus der untersuchten Gruppe Arbeit gefunden hatten.