Flüchtlingskrise 2015

Danach war fast nichts mehr, wie es war

Auf der Balkanroute 2015: Sebastian Kurz in dem Land, das damals Mazedonien hieß.
Auf der Balkanroute 2015: Sebastian Kurz in dem Land, das damals Mazedonien hieß.(c) Georgi Licovski/EPA/picturedesk.com
  • Drucken

Die Flüchtlingskrise 2015 war politisch eine Zäsur: Sebastian Kurz wäre ohne sie nicht Kanzler geworden, jedenfalls nicht so schnell. Hans Peter Doskozil nicht der mächtigste Mann in der SPÖ. Und auch Michael Ludwig wäre nicht, was er ist.

Vorboten gab es bereits bei den Landtagswahlen in der Steiermark und im Burgenland im Frühjahr 2015. Dem steirischen Landeshauptmann Franz Voves schwante schon während des Wahlkampfs Übles. Nicht die umstrittenen Gemeindefusionen – wie allgemein angenommen – waren das Thema, mit dem er nun von den Bürgern konfrontiert wurde, sondern die dräuende Flüchtlingskrise. Zu dieser Zeit war das Aufnahmezentrum in Traiskirchen bereits an die Grenzen der Kapazitäten gelangt. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ließ Zelte zur Unterbringung von Asylwerbern aufstellen.

Das böse Erwachen kam dann tatsächlich am Wahltag, dem 31. Mai 2015: Franz Voves' SPÖ verlor neun Prozentpunkte. Die ÖVP verlor über acht Prozentpunkte. Die FPÖ legte um 16 Prozentpunkte zu. Nicht ganz so dramatisch, aber in der Tendenz ähnlich das Bild am selben Tag im Burgenland: Die SPÖ verlor über sechs Prozentpunkte. Die ÖVP über fünf. Die FPÖ legte um sechs Prozentpunkte zu.

Die Flüchtlingskrise wurde zur politischen Zäsur in Österreich. Danach war nicht mehr viel so, wie es war. Sebastian Kurz wäre ohne sie nicht Bundeskanzler geworden – jedenfalls nicht so schnell. Hans Peter Doskozil wohl kaum burgenländischer Landeshauptmann. Und auch Michael Ludwig gäbe es als Wiener Bürgermeister höchstwahrscheinlich nicht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.