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Schiff Ahoi: Was eine Werft so alles kann!

Paul Schmalzl hat die 61 Jahre alte Werft mit vielen Innovationen (etwa automatische Bootsgaragen) zukunftstauglich gemacht.
Paul Schmalzl hat die 61 Jahre alte Werft mit vielen Innovationen (etwa automatische Bootsgaragen) zukunftstauglich gemacht.(c) Tom
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Ähnlich wie Autos werden auch Boote immer komplexer: Durch neue Antriebstechniken, mehr Elektronik an Bord und aufwendigerer Ausstattung. Für Werftbetreiber und Bootsbauer eine spannende Herausforderung.

Vor vier Jahren tauschte Paul Schmalzl (33) den Businessanzug gegen die Boardshorts: Damals entschloss er sich, die familieneigene Werft am Wörthersee zu übernehmen und neu aufzustellen. Die Karriere als Unternehmensberater ließ er dafür sausen. Bereut hat er den Schritt keine Sekunde. Trotz Corona läuft die Saison gut – viele Menschen verbringen den Sommer am Wörthersee und fahren Motor- oder Elektroboot oder gehen segeln. Doch was sind eigentlich die Aufgaben einer Werft? „Ursprünglich ist eine Werft ein Ort, an dem Boote gebaut werden“, erzählt Schmalzl. Das Ausbessern und Reparieren kam dann natürlich dazu. „Wir bieten alles rund ums Boot: Bei uns gibt es Liegeplätze und Bootsgaragen, wir haben einen Kran, um Boote ins Wasser zu heben, und eine Werkstatt für Reparaturen.“ Betreut werden alle Boote – vom kleinen Segelboot bis zur Zwölf-Meter-Jacht, vom PS-starken Motorboot bis zum energieeffizienten Hydrofoil-Boot. Letzteres ist eine der größten Innovationen im Bootsbau: Ein Elektroboot, das auf Flügeln über das Wasser schwebt, und dadurch weniger Energie verbraucht. „Am Wörthersee tut sich viel bei der Entwicklung von Elektromobilität fürs Wasser. Es gibt auch nirgendwo sonst in Österreich so viel Infrastruktur für Boote wie am Wörthersee“, sagt der 33-Jährige.

Erfahrung als Segelprofi. Im Hinterland von Velden, in Lind, hat Schmalzl eine große Halle: Sie dient als Winterlager für bis zu 350 Boote. Außerdem werden hier aufwendigere Reparaturen vorgenommen, für die in der Marina nicht genug Platz ist. „Der Beruf des Bootsbauers wird immer komplexer. Wir haben Elektriker, Mechaniker, Kunststofftechniker, Tischler, Fahrer und Hilfsarbeiter“, so der Bootsprofi.

Lehrling Raphael am Segelboot.
Lehrling Raphael am Segelboot.(c) Tom



Ein besonderes Faible hat Schmalzl für Holzboote: In kunstvoller Handarbeit werden durchgefaulte Bootsböden restauriert, Holzschäden an Deck repariert oder Chrombeschläge und Polsterungen erneuert. Wie lernt man das alles? „Ich bin von klein auf mit Booten aufgewachsen“, erzählt Schmalzl. „Mit sechs Jahren habe ich begonnen zu segeln, war später auch im österreichischen Nationalteam.“ Das Wirtschaftsstudium hilft für die kaufmännische Seite. „Unser Hauptgeschäft ist sicherlich das Bootsservice. Die Boote am Wörthersee werden im Schnitt 25 Stunden pro Jahr genutzt. Da muss man schnell helfen, wenn etwas kaputt ist.“ Etwa, wenn eine Wasserskileine überfahren wird und sich das Seil um den Propeller wickelt. Oder wenn einmal ein Mast bricht oder ein Segel reißt. 15 der insgesamt 25 Mitarbeiter sind in der Marina für schnelle Hilfe vor Ort.

Lehrberuf Bootsbauer. Wer nicht auf einer Werft aufwächst, kann den Beruf des Bootsbauers als Lehrberuf in Kremsmünster (Oberösterreich) lernen: „Wir schicken jedes Jahr ein bis zwei Lehrlinge dorthin und sind neben Frauscher die größten Lehrlingsausbildner in Österreich. Unsere Mitarbeiter schätzen die Vielfalt an dem Beruf: Es gibt kaum Tätigkeiten, die sich wiederholen. Man muss lackieren können, sich mit Verbrennungs- und Elektromotoren auskennen, Kunststoffarbeiten verrichten, kranen und vieles mehr. Unsere Mitarbeiter schätzen das und sind stolz auf ihren coolen Beruf.“ Natürlich sollte man auch belastbar sein – immer wieder gilt es, schwierige Situationen zu meistern. Etwa, wenn bei drohendem Unwetter alle Boote gleichzeitig in die Marina wollen und sicher vertaut werden sollen. Denn bei Gewitter haben Boote am Wasser nichts zu suchen. Für Schmalzl selbst war der Beginn der Coronakrise eine Herausforderung: „Zeitweise hat es ja geheißen, die Seen werden gesperrt. So weit kam es aber zum Glück nicht.“

Wusstest du schon, dass . . .

. . . der Palstek der häufigste Knoten in der Seefahrt ist? Probiere ihn aus – am besten du siehst dir eine Videoanleitung an. Eine Eselsbrücke lautet: „Eine Schlange taucht aus dem Teich, kriecht um den Baum und taucht wieder in den Teich zurück.“

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2020)

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