Ohne Saisonarbeiter aus dem Ausland ist Österreichs Landwirtschaft kaum mehr vorstellbar. Während die Zusammenarbeit in vielen Betrieben seit Jahrzehnten gut funktioniert, kommt es in einzelnen Fällen auch immer wieder zur Ausbeutung von Fremdarbeitskräften.
Das verhält sich so wie bei einem Autofahrer, der zu schnell fährt: Nur weil sich einer nicht an die Regeln hält, sind nicht alle per se schlechte Autofahrer. Es gibt überall schwarze Schafe“, sagt Gemüsebauer Karl Auer, der einen landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Schwechat führt. Mit seiner Analogie geht er auf den jüngsten Skandal im Marchfeld ein: Eine rumänische Erntearbeiterin veröffentlichte Fotos, die entsetzliche Bedingungen in der Dienstwohnung ihres Betriebs offenbarten. Zudem warf die Saisonarbeiterin der Geschäftsführung inkorrekte Bezahlung und 14-Stunden-Tage vor.
»Viele Saisonarbeiter kommen seit Jahrzehnten in denselben Landwirtschaftsbetrieb.«
Karl Auer selbst beschäftigt bis zu 35 Saisonarbeiter aus Rumänien und Bosnien. Viele von ihnen kommen seit Jahrzehnten für jede Saison als Erntehelfer in seinen Betrieb. Einer, der jedes Jahr dabei ist, ist etwa der 32-jährige Marius aus Rumänien. Vor der Erntearbeit war er in seiner Heimat als Kellner tätig. Von Mitte Februar bis Mitte Dezember arbeitet er hier am Feld. Wenn er nicht gerade in Österreich erntet, lebt er mit seiner Freundin in Rumänien. Dort kann er von dem Geld, das er hier verdient, außerhalb der Saison problemlos leben. „In der Zeit, in der ich nicht hier arbeite, habe ich Urlaub.“