Ernst Fuchs: „Göttin des Feuers“, 1969 (Ausschnitt).
Augenblicke

Ernst Fuchs: Medialer Schwebezustand eines Erotomanen

Vom Wunderkind zum Lebens- und Universalkünstler: Der Maler Ernst Fuchs, Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, lässt die Zwänge der Moderne hinter sich und huldigt bereits als 15-Jähriger der Tradition alter Meister.

Als Jean-Paul Sartre 1980 seinen letzten Weg nimmt, folgen mehr als 50.000 Menschen dem Sarg. Das Stammlokal der Rive-Gauche-Kultfigur bleibt am Tag des Begräbnisses geschlossen. Erstmals seit der Gründung im Dezember 1927. Und danach nie wieder. Vor der Brasserie La Coupole steht ein Spalier von Herren in Schwarz. Die Kellner des Lokals. Davor mitten auf dem Boulevard du Montparnasse 102 ein leerer Sessel. Sartres Stammstuhl.

1949 flüchtet ein 19-jähriges Bürscherl, das schon als 15-jähriges Wunderkind bei Albert Paris Gütersloh an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert, in das Paris Jean-Paul Sartres: Ernst Fuchs. Es zieht ihn in die Metropole der Bohème, ins Zentrum der bildenden Kunst, in das Biotop der Existenzialisten: Man verbringt Tag und Nacht in den Cafés von Saint-Germain, im Les deux Magots oder im De Flore, wo man zeichnet, malt und – von Rauchschwaden umhüllt – in heftige Diskussionen verwickelt ist.

Oft ernährt sich der junge Künstler aus Wien tagelang nur von einem Baguette und einem Stück Käse: „Manchmal kam es vor, dass wir an den Eingängen der Metro bettelten. Ich schlief auch auf den Gittern über der Metro, dort, wo die warme Luft heraufkommt . . .“ Jahrzehnte später wird Ernst Fuchs als geschäftstüchtiger Malerfürst mit fürstlichen Honoraren, zwei Rolls-Royce und Wohnsitz in Monaco in die österreichische Kunstgeschichte eingehen. Und mit seinem extravaganten Gehabe einen Hauch Jetset in das Wiener Gesellschaftsleben bringen. Bei nicht repräsentativen Anlässen fährt er – der sich selbst als Gesamtkunstwerk sieht und präsentiert – allerdings mit seinem bescheidenen Puch 500.

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