„Farm Fatale“, ironische Apokalypse vom französischen Theatermacher Philippe Quesne.
Wiener Festwochen

Christophe Slagmuylder: „Wir haben unsere Fragilität erfahren, das macht uns stärker“

Vogelscheuchen auf Sinnsuche, Sci-Fi, Versuch über das Sterben – und Starchoreografin Anne Teresa De Keersmaeker tanzt ganz allein Bachs Goldberg-Variationen: Die Wiener Festwochen widmen sich heuer dem kreativen Umgang mit der Pandemie.

Christophe Slagmuylder, Intendant der Wiener Festwochen aus Belgien, begeisterter Radfahrer und Vegetarier, wirkt ein wenig abgespannt, als wir uns im Café Sperl treffen: Es ist nach 15 Uhr und er hat noch nichts gegessen, weil die Festwochenmannschaft auf Corona getestet wurde. Beinahe hätte das Festival gar nicht stattfinden können, jetzt gibt es etwa zehn Veranstaltungen, vieles musste auf nächstes Jahr verschoben, einiges storniert werden.

Wie geht es dem Tanker Wiener Festwochen, der früher fünfzig Events anbot? Und wie wird sich die Zukunft der Kultur überhaupt gestalten? Slagmuylder: „Das wird man noch sehen. Ich glaube nicht, dass das Ganze zu Ende ist. Ich habe eine Umfrage gelesen, was den Leuten jetzt wichtig ist, da kommt an erster Stelle die Arbeit und Kultur rangiert unter ferner liefen. Ich bin dennoch davon überzeugt, dass es gerade jetzt wichtiger denn je ist, die Relevanz der Künste zu verteidigen.“

Die Wiener Festwochen müssen anders als etwa die Salzburger Festspiele nicht einen Hauptteil ihres Budgets selbst erwirtschaften. Und: Die Intendanten in Österreich bekamen immerhin ihre Gage und mussten nicht in Kurzarbeit gehen. „Das ist richtig“, bestätigt Slagmuylder: „Aber es war eine sehr intensive Zeit. Am 20. 2. haben wir unser großes Programm vorgestellt. 15 Tage später war alles anders. Wir brauchten einen Plan B, dann einen Plan C und einen Plan D. Wir mussten das Programm ständig adjustieren.“ War das nicht teuer? „Am Ende konnten wir viel auf 2021 verschieben, vor allem neue Arbeiten“, erläutert Slagmuylder: „Wir mussten nicht viel stornieren, vielleicht zehn Produktionen. Für diese bezahlen wir, wir wollen fair sein. Ich bin glücklich, dass wir überhaupt so viele Aufführungen mit unserem Publikum teilen können. Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber ich vermisse es sehr, ein Zuschauer zu sein.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Festivals

Wohin in diesem Herbst?

Einige Festivals finden tatsächlich statt, wenn man denn hingelangen kann. Sonst: YouTube schauen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.