Beim neuesten Modell beruft sich Ferrari auf Vorgänger aus den frühen Sixties – und ruft dazu ein neues „Dolce Vita“ aus. Davon ist man im Heimatland der Marke freilich weit entfernt. Und auch Ferrari selbst ist nicht mehr das Unternehmen, das es noch vor wenigen Jahren gewesen ist.
La Dolce Vita, das süße Leben, so einfach ist ihm im Italien dieser Tage nicht auf die Spur zu kommen. Zu Ferragosto läuft das halbe Land zwar traditionell im Notbetrieb, aber denjenigen, die ihn aufrechterhalten, scheint die Gelassenheit gründlich abhandengekommen. Die Stimmung trägt Mund-Nasen-Schutz. Anspannung und Verunsicherung liegen förmlich in der vor Hitze schwirrenden Luft. Am besten hält man sich an eine Gelateria, dort schmeckt es erfrischend kalt und süß wie eh und je.
Verglichen mit anderen Branchen, vor allem der eigenen, mögen Ferrari Luxusprobleme quälen. Was dem Unternehmen zu schaffen macht, ist kein Einbruch der Nachfrage, sondern die zeitweise Verhinderung aus technischen Gründen, sie zu bedienen.
Stillstand. An den Produktionsstandorten Maranello und Modena standen zwischen März und Mai sieben Wochen lang die Bänder still. Und weil in den letzten Monaten weltweit auch kaum ausgeliefert werden konnte, lesen sich die Zahlen des zweiten Quartals erschreckend: minus 48 Prozent bei den Auslieferungen – das Betriebsergebnis ist um 90 Prozent zurückgegangen. Der chinesische Markt, für Ferrari freilich nicht annähernd so bedeutend wie für andere Luxushersteller, kam praktisch zum Erliegen. Aufs ganze Jahr gerechnet schätzt man die Einbußen durch die Covid-Krise auf 3,4 Mrd. Euro oder höher.