Schule, Kurs, Arbeit: „Ich tu das jetzt für mich“

Als 16-Jähriger flieht Abdulkader Haj Kasem aus dem zerbombten Aleppo. Nun holt er die Matura nach und arbeitet nebenbei.

Sechsmal ist er an der Küste gestanden. Seine Füße auf türkischem Boden, vor ihm die Eintrittskarte nach Europa: Der Seeweg nach Griechenland. Abdulkader Haj Kasem ist 16 Jahre alt, als er zum ersten Mal in das Boot steigt. Er hat seine fünf Geschwister und seine Eltern im zerbombten Aleppo gelassen. Er als Ältester soll vorausgehen, sich retten. Beim ersten Versuch wird er von der türkischen Polizei erwischt, geschlagen und zurückgeschickt. Bei Versuch drei und fünf ertrinkt er fast. Erst beim sechsten Mal erreicht er Europa.

Was folgt, ist ein langer beschwerlicher Fußmarsch. Sie können nur nachts gehen. Hunger, Durst – immer sind sie von Schleppern abhängig, die ihnen Nahrung und Wasser zu horrenden Preisen beschaffen. „Das ist eine Mafia.“ Die Angst ist sein ständiger Begleiter. Serbische Polizisten werden ihn schlagen, und er sieht griechische Polizisten, die den Weg freimachen. Seither weiß er: Wer Geld hat, schafft an.

In einem Lkw eingepfercht erreicht er schließlich Österreich. Abdulkader Haj Kasem ist einer der unbegleiteten Minderjährigen, die nach Erdberg gebracht werden, weil Traiskirchen zu jener Zeit so voll ist. Er wird für seinen Asylantrag in die Steiermark geschickt, später darf er ins Gymnasium in Graz. Er findet dort schnell Freunde, Menschen, die ihn unterstützen. Seinem Antrag auf Familienzusammenführung wird stattgegeben. 2017 dürfen seine Eltern und Geschwister nachkommen.

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