Raya Al Issa: „Ich kann ohne Arbeit nicht sitzen“

Raya Al Issa mit ihrem jüngsten Sohn Omar im Wohnzimmer der Familie.
Raya Al Issa mit ihrem jüngsten Sohn Omar im Wohnzimmer der Familie.(c) Michèle Pauty
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Raya Al Issa kam 2015 mit ihrer Familie über ein Resettlement-Programm für syrische Flüchtlinge nach Österreich. Heute ist sie als Freizeitpädagogin in Wien tätig.

Jahrelang saßen sie im Nachbarland Jordanien fest und ließen ihren Blick von Syrien nicht los. Jahrelang dachten Raya Al Issa, ihr Mann und ihre fünf Kinder: Bald werden wir hoffentlich nach Hause zurückkehren können, nach Daraa, im Südwesten des Bürgerkriegslandes. Doch ein Ende des Krieges rückte nie in Sichtweite, 2012 nicht, 2015 nicht. Eine Zukunft in Jordanien sah die Familie nicht. „Meine Kinder haben nichts gelernt“, sagt Raya Al Issa rückblickend. Die Schulen für syrische Flüchtlinge seien eher pro forma gewesen. Und Lernen nimmt die 40-jährige Lehrerin ernst, für sich, für die Kinder.

Gleich zu Beginn des Arabischen Frühlings geriet Daraa in die Wirren des entstehenden Krieges, erzählt Al Issa. Regimesoldaten überfielen ihr Haus, besetzten es, nahmen ihren Mann fest, der monatelang verschwunden blieb und mit Folterspuren wieder auftauchte. Als Lehrerin konnte sie nicht mehr arbeiten, die Schulen blieben geschlossen, das Milchprodukte-Geschäft ihres Mannes ebenfalls. Gemeinsam mit anderen Familien flüchteten sie 2012 nach Jordanien, wo sie zeitweise im Camp Zaatari lebten, das später zu den weltgrößten Flüchtlingslagern gehören sollte. Sie zogen weiter in die Stadt Irbid. Raya Al Issa meldete sich bei NGOs, um nicht untätig herumsitzen zu müssen; sie bekam eine Stelle an der Rezeption, betreute verletzte, traumatisierte syrische Frauen, die ebenfalls vor dem Krieg geflohen waren. Immer den Krieg und die Not vor Augen, habe schließlich die Perspektivlosigkeit ihren Mann dazu bewogen, sich an die Flüchtlingshilfe der Vereinten Nationen zu wenden: Ob es keine Möglichkeit gäbe, Jordanien zu verlassen?

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