Steiermark

Angriff auf den Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz

STEIERMARK: AUSSENMAUER DER GRAZER SYNAGOGE BESCHMIERT
STEIERMARK: AUSSENMAUER DER GRAZER SYNAGOGE BESCHMIERTAPA/INGRID KORNBERGER
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Elie Rosen wurde von einem Unbekannten mit einem Holzprügel attackiert. Er blieb unverletzt, der Täter flüchtete. Zuvor kam es bereits zu Vandalismus im Bereich der Synagoge.

Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, ist am Samstagabend vor dem jüdischen Gemeindehaus von einem Unbekannten mit einem Holzprügel attackiert worden. Bereits am Mittwoch hatten Unbekannte die Außenmauer der Synagoge in Graz mit propalästinensischen Parolen beschmiert. Auch das Gemeindehaus war zum Ziel geworden. In der Nacht auf Samstag warf ein unbekannter Täter mehrere Betonstücke gegen die Fenster an der Nordseite. Eine Scheibe ging dabei zu Bruch, mehrere Fenster wurden beschädigt. "Der Mann auf den Überwachungskameras sieht genau so aus wie jener, der heute auf mich losgegangen ist", sagte Rosen, der unverletzt blieb, im Gespräch mit der Austria Presseagentur.

Der Unbekannte sei mit dem Auto auf das Grundstück der Gemeinde eingebogen. Dabei müsse er einen Radweg queren. "Da habe ich gesehen, dass parallel zu mir ein Mann auf einem Fahrrad fährt, der einen Stein in der Hand hat." Er sei ausgestiegen, um den Mann zur Rede zu stellen: "Ich habe ihn gefragt, was er da macht. Und da ist er schon mit einem Prügel auf mich losgegangen." Er habe sich noch ins Auto gerettet und schnell die Türen verriegelt. "Dann hat er mehrmals auf das Auto eingedroschen, danach ist er mit dem Rad davongefahren."

Die Schäden am Fahrzeug seien überraschenderweise nicht besonders groß. Während der ganzen Aktion habe der Mann kein einziges Wort gesprochen, "er ist nur auf mich losgegangen".

»"Ich werde mich in meiner Arbeit für die Gemeinde durch diese Anschläge in keinster Weise beeinträchtigen lassen"«

Elie Rosen

Die Stimmung sei schon vorher aufgrund der Anschläge auf die Synagoge gedämpft gewesen. "Es ist aber schon noch einmal etwas anderes, wenn man persönlich angegriffen wird", meinte Rosen. Aber er sagt auch: "Ich werde mich in meiner Arbeit für die Gemeinde durch diese Anschläge in keinster Weise beeinträchtigen lassen“.

Laut Zeugenaussagen dürfte es sich beim Täter um einen Mann handeln, der eine weiße Kappe trug und nach der Tat mit einem roten Fahrrad in Richtung Griesplatz flüchtete. Die steirische Polizei hat sofort eine Fahndung nach dem Mann eingeleitet. Der Unbekannte, der nach Aussage von Rosen jener Person gleicht, die in dieser Woche bereits zweimal Anschläge auf die Synagoge verübt hatte, flüchtete nach seinem Angriff auf den Präsidenten mit einem Fahrrad.  Laut Polizei wurden Objektschutz für die Synagoge und persönlicher Schutz für Rosen angeordnet.

Elie Rosen
Elie RosenAPA

Große Empörung, angekündigte Reaktionen

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) erklärte, er habe eine verstärkte Überwachung aller jüdischen Einrichtungen in Österreich angeordnet. Auch das Einsatzkommando Cobra werde zur Unterstützung herangezogen werden. Nehammer: "Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Wer jüdische Mitbürger angreift, greift die Grundpfeiler unseres demokratischen Zusammenlebens an."

Nehammer kündigte an, er werde am Montag Rosen und den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Oskar Deutsch, sowie weitere Vertreter der Israelitische Gemeinde zu einem Gespräch einladen. Dabei solle die aktuelle Lage besprochen werden.

In der Nacht auf Mittwoch (im Bild) und Samstag wurde die Synagoge in Graz beschädigt.
In der Nacht auf Mittwoch (im Bild) und Samstag wurde die Synagoge in Graz beschädigt.APA/INGRID KORNBERGER

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte den Angriff auf Rosen und die Vandalenakte auf die Synagoge auf das Schärfste. "Judenhass und Antisemitismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Meine Solidarität gilt allen in Österreich lebenden Jüdinnen und Juden", teilte Van der Bellen auf Twitter mit.

"Erschüttert" über den Angriff auf den Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz zeigte sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). "Für Antisemitismus darf es in Österreich keinen Platz geben", sagte Kurz auf Twitter und versprach eine rasche Suche nach dem Täter. "Wir werden alles tun, um den Täter rasch zur Rechenschaft zu ziehen und die Sicherheit der jüdischen Gemeinde in Österreich weiterhin zu gewährleisten", so Kurz.

Die Jüdische Synagoge in Graz wurde in der Pogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 in Schutt und Asche gelegt. Nach mehr als 70 Jahren wurde das wiedererrichtete jüdische Gebetshaus im November 2000 auf den übrig gebliebenen Mauern am ursprünglichen Standort wiedereröffnet.

Hintergrund

Die Jüdische Synagoge in Graz wurde in der Pogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 in Schutt und Asche gelegt. Nach mehr als 70 Jahren wurde das wiedererrichtete jüdische Gebetshaus im November 2000 auf den übrig gebliebenen Mauern am ursprünglichen Standort wiedereröffnet.

(APA)

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