Belarus

Zehntausende demonstrieren erneut gegen Lukaschenko in Minsk

APA/AFP/SERGEI GAPON
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Trotz Drohungen des Machtapparats kommt es erneut zu Massenprotesten. Im Anschluss ist auch ein Marsch der Freiheit für ein neues Belarus geplant.

Zehntausende Menschen haben in Belarus zwei Wochen nach der umstrittenen Präsidentenwahl erneut mit Massenprotesten gegen Staatschef Alexander Lukaschenko begonnen. Auf dem Unabhängigkeitsplatz in Minsk kamen am Sonntagnachmittag Bürger aller Schichten aus allen Teilen der Hauptstadt zusammen – trotz massiver Drohungen des Machtapparats.

Sie riefen: "Uchodi!" - zu Deutsch: Hau ab! Weil die Sicherheitskräfte viele Metrostationen sperrten, machten sich große Menschengruppen zu Fuß auf den Weg. Die Polizei warnte in Lautsprecherdurchsagen vor der Teilnahme an der ungenehmigten Kundgebung. Es handelt sich um friedliche Proteste.

Marsch der Freiheit im Anschluss

Im Anschluss war auch ein Marsch der Freiheit für ein neues Belarus geplant. Bei einer Großdemonstration mit einem Protestzug am vergangenen Sonntag waren Hunderttausende zusammengekommen.

"Die Durchführung von Massenveranstaltungen ist illegal, für die Teilnahme ist vorgesehen, Sie zur Verantwortung zu ziehen", teilte das Innenministerium mit. Generalmajor Iwan Kubrakow von der städtischen Miliz, wie die Polizei in Belarus genannt wird, warnte in einer Videobotschaft, es bestehe die Gefahr einer Provokation. Die Menschen sollten sich fernhalten von dem Platz. Staatschef Lukaschenko hatte mit "hartem Durchgreifen" gedroht, um die Ex-Sowjetrepublik wieder zur Ruhe zu bringen.

Das Verteidigungsministerium warnte in einer Mitteilung: "Falls es Störungen der Ordnung oder Unruhen auf diesen Plätzen geben sollte, werden Sie es schon nicht mehr mit der Miliz zu tun bekommen, sondern mit der Armee". Lukaschenko hatte immer wieder damit gedroht, notfalls auch die Armee zur Sicherung seiner Macht einzusetzen. Viele Bürger in Belarus betonen seit Wochen, dass sie keine Angst mehr hätten vor "Europas letztem Diktator".

(APA/dpa)

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