Belarus

Prominente Oppositionelle Kowalkowa in Belarus festgenommen

Olga Kowalkowa wurde in Minsk festgenommen.
Olga Kowalkowa wurde in Minsk festgenommen.(c) AFP
  • Drucken

Auch ihr Kollege Sergej Dylewski wurde von der Sonderpolizei Omon weggebracht. Indes droht Langzeit-Herrscher Lukaschenko illoyalen Lehrern mit Entlassung.

Inmitten der Massenproteste in Belarus gegen den autoritären Langzeit-Staatschef Alexander Lukaschenko hat die Sonderpolizei Omon am Montag zwei prominente Anführer der Demokratiebewegung festgenommen. Olga Kowalkowa vom Team Tichanowskajas und der Streikführer Sergej Dylewski seien in Minsk in einen Gefangenentransporter gesteckt worden, teilte die Opposition am Montag mit.

Die Behörden bestätigten die Festnahme. Lukaschenko hatte mehrfach gedroht, den Koordinierungsrat der Opposition zu zerschlagen. Er erklärte das Gremium, das einen Dialog mit dem Machtapparat anstrebt, für illegal. Kowalkowa und Dylewski arbeiten im Präsidium des Koordinierungsrates. Auch ein Organisator des Streiks beim Staatsunternehmen Belaruskali sowie ein weiterer Streikführer im Minsker Traktorenwerk wurden am Montag festgenommen.  „Wir sind Vermittler“, sagte ein Mitglied des Koordinierungsrates bei der montäglichen Pressekonferenz. „Aber man übt Druck auf uns aus."

Bestreben eines friedlichen Machttransfers

Das Gremium mit Vertretern der Zivilgesellschaft bemüht sich um einen friedlichen Machttransfer in der Ex-Sowjetrepublik nach 26 Jahren mit Lukaschenko im Amt des Präsidenten. Prominentestes Mitglied ist die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch. Die Gründung des Rates hatte die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja angeregt. Die Opposition sieht die 37-Jährige als Siegerin der Präsidentenwahl vom 9. August. Dagegen hatte sich Lukaschenko unter undemokratischen Bedingungen zum sechsten Mal als Staatschef ausrufen lassen - mit 80 Prozent der Wählerstimmen.

Seit mehr als zwei Wochen gibt es in dem Land Proteste und Streiks in den Staatsbetrieben gegen Lukaschenko. Am Sonntag waren nach Schätzungen unabhängiger Medien rund 200.000 Menschen auf den Straßen in Minsk, um seinen Rücktritt zu fordern. Das Innenministerium gab die Zahl dagegen mit maximal 20.000 an.

Drohung gegen illoyale Lehrer

Lukaschenko sagte bei einer Sitzung vor Beginn des neuen Schuljahres der Staatsagentur Belta zufolge, dass alle Lehrer, die ihn nicht unterstützten, entlassen werden sollen. Er hatte immer wieder Beschäftigten im Staatsdienst mit Kündigung und Entzug ihrer Lebensgrundlage gedroht, sollten sie die Proteste unterstützen.

Mehrere Pädagogen, aber auch Angehörige der Sicherheitsdienste und Beschäftigte im Außenministerium sowie etwa Journalisten bei den Staatsmedien haben sich bereits öffentlich von Lukaschenko abgewendet - teils in Videobotschaften. Der Staatschef hatte im Fall der Journalisten gesagt, dass die Konkurrenz groß sei. Er bestellte sich aus dem Nachbarland Russland Korrespondenten der Staatsmedien.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weiß-rot-weiß gegen Lukaschenko: Der Protest der Belarussen gegen seine umstrittene Wiederwahl lässt nicht nach.
Belarus

Regimegegner marschieren in Minsk

In der Hauptstadt forderten am Sonntag 150.000 Menschen den Rücktritt des Präsidenten. Lukaschenko will nicht weichen und versetzt die Armee in Gefechtsbereitschaft.
Der weißrussische Staatschef Alexander Lukaschenko
Proteste

Belarus: Hubschrauber am Präsidentenpalast gelandet

Aufnahmen des Staatsfernsehens sollen zeigen, wie der weißrussische Präsident mit einer Kalaschnikow in der Hand zum Palast geht. Indes skandierten Zehntausende: „Hau ab!"
Belarus

Zehntausende demonstrieren erneut gegen Lukaschenko in Minsk

Trotz Drohungen des Machtapparats kommt es erneut zu Massenprotesten. Im Anschluss ist auch ein Marsch der Freiheit für ein neues Belarus geplant.
Belarus

Demokratiebewegung ruft erneut zu Marsch gegen Lukaschenko auf

Der Beginn der Großkundgebung samt anschließendem Demonstrationszug ist für den frühen Sonntagnachmittag angesetzt. Erwartet werden trotz Regenwetters Zehntausende Menschen.
„Ich gebe Belarus nicht her.“ Autokrat Alexander Lukaschenko – hier in Minsk vor dem Regierungsgebäude – will den Massenprotesten nicht weichen.
Belarus

Alexander Lukaschenko: Der Überlebenskampf des Autokraten

Als Politiker der kleinen Leute begann Alexander Lukaschenko vor 26 Jahren seine Karriere im unabhängigen Belarus. Jetzt ist er ein Autokrat, der gegen den Großteil der Bevölkerung herrschen will. Ob er die gegenwärtige Krise überstehen kann, ist alles andere als sicher. Auch weil es für ihn in ökonomischer Hinsicht immer enger wird.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.