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Die Paparazzi sterben aus – wegen Instagram

Es braucht keine lauernden Fotografen mehr, weil sich auch berühmte Menschen auf sozialen Netzwerken selbst in Szene setzen. Statt einer verletzten Privatsphäre gibt es nun kuratierte Scheinexistenzen. Kann uns das wirklich freuen?

Sie waren fürwahr keine Engel – und brauchten doch eine Engelsgeduld. Stundenlang lauerten die Paparazzi hinter Hecken und auf schaukelnden Booten, pirschten durch Büsche oder Dünen, mit dem Teleobjektiv im Anschlag. Ihre Trophäen waren ins Bild gebannte blanke Busen, scheue Küsse, wilde Feste. Ihr Auftrag, nach der Formel von Andy Warhol: „Showing famous people doing infamous things.“ Ein harter Job mit schlechtem Ruf. Es galt als schmieriges Geschäft, im Privatleben fremder Menschen zu wildern, um die Sensationsgier der Massen zu befriedigen.

Dabei brauchten die Gejagten die Hingabe ihrer Jäger, empfanden oft eine Hassliebe für sie. Zuweilen schufen Paparazzi große Kunst: Schnappschüsse für die Ewigkeit, wie die ikonischen Bilder, die Ron Gallela von Jacky Kennedy oder Mick Jagger machte. Ihren kommerziellen Zenit erlebte die Branche Anfang der Nullerjahre, mit den „Just-like-us“-Fotos auf den Titelseiten: Die Stars an der Tankstelle, verschwitzt beim Joggen, ohne Schminke beim Coffee to go. Eben auch nur Menschen mit Mängeln. So hatte das Werk der Lästigen etwas Entlastendes, ja Befreiendes. Sie waren Seelentröster.

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